Kapitalerhöhungen sind ein Faktum. Man kann dazu stehen wie man will, aber sie werden jedenfalls durchgeführt. Nicht immer planvoll vorbereitet, aber in den meisten Fällen doch mit Sinn und Verstand.
KEs sind aber nicht nur eine Herausforderung für die ausgebende AG, sondern auch für ihre Aktionäre und potentielle Investoren. Gerade viele Newcomer stehen hier vor dem Problem, adäquat zu reagieren. Dieser kurze Artikel soll bei der Entscheidungsfindung helfen.
Meiner Meinung nach kann man verschiedene Fallgruppen aufstellen, auf die jeweils anders reagiert werden muss. Hierbei gilt es, die eigene AG und die ausgebende AG zu klassifizieren und zu bewerten. Nachfolgend die in meinen Augen wichtigsten Fallgruppen und Handlungsempfehlungen:
1. Große KE, selbst Newcomer
Wenn man selbst Newcomer ist, lohnt sich das Zeichnen der neuen Aktien in den seltensten Fällen. Insbesondere die großen AGs können einem nicht die Rendite bieten, die man als Newcomer braucht und erreichen kann. Wenn also diese Konstellation auftritt, sollten Spielende über Gewinnmitnahmen während der KE nachdenken oder die Aktien halten. Vom Mitzeichnen rate ich deutlich ab.
2. Kleine KE, selbst Newcomer, selbst Aktionär
Auch jüngere AGs führen KEs durch. Hier muss man natürlich immer auf die Performance der ausgebenden AG achten. Stimmt diese nicht, sollte man keinesfalls zeichnen. Aber auch die eigene Beteiligung an der entsprechenden AG sollte ein Entscheidungskriterium sein. Denn wenn man eine große eigene Position bereits besitzt, kann sich ein Einstieg lohnen. Man kauft dann zwar Anteile deutlich über FP (und vielleicht sogar über dem angebrachten Kurs), jedoch steigt der Wert der eigenen Anteile durch die KE, was den eigenen Verlust minimieren kann. Hier sollte man also über einen Einstieg nachdenken oder wenigstens halten.
3. Kleine KE, selbst Newcomer, selbst kein Aktionär
Wenn man selber noch keine Anteile an einer AG besitzt, kann das Mitzeichnen einer KE sehr teuer sein, da man ja nicht unmittelbar vom Kapitalzufluss profitiert. Hier würde ich eher von einem Einstieg abraten. In wenigen Ausnahmefällen kann es sich aber auch hier lohnen. Das ist vor allem eine Frage der Performance und des Marktumfeldes.
4. Selbst große AG
Die großen AGs brauchen Konkurrenz. Das Marktumfeld an der Spitze ist so einsam, dass ein „normaler“ Handel für unsere Top-10 oft gar nicht möglich ist. Deshalb sollten diese jede sinnvolle KE mitzeichnen. Ruhig auch über Wert. Auf lange Sicht rechnen sich für sie nämlich die neuen Investitionsmöglichkeiten ganz deutlich. Außerdem haben sie ein vitales Interesse an Marktbewegungen.
5. Große KE, selbst Mittelstand
Wenn die eigene AG eher im Mittelstand ist (BW ca. 10.000.000€-70.000.000€) sollte sie im Regelfall vom Zeichnen einer großen KE absehen. Auch für den Mittelstand gibt es regelmäßig bessere Investments als unsere Dickschiffe. Wenn man allerdings selbst beteiligt ist und die Performance und der Preis stimmen, sollte über einen Ausbau nachgedacht werden.
6. Kleine bis mittlere KE, selbst Mittelstand
Hier ist vor allem Vertrauen gefragt. Eine solche KE rechnet sich für den Investor frühestens nach Monaten. Dann aber oft richtig. Als Beispiel möchte ich hier den Einstieg von Atlantus in meine AG anführen. Das war (insbesondere durch die KE) eine sehr teure Angelegenheit für Atlantus. Im Laufe der Monate konnte er aber durch meine AG Gewinne erwirtschaften, die ohne die KE nicht denkbar gewesen wären. Mein Tipp also: Bei vertrauenswürdigen AGs ruhig mitzeichnen. Ansonsten nur, wenn absehbar ist, dass man schnell Rendite erzielen und Gewinne realisieren kann.
Im Anschluss an die KE
Abschließend möchte ich noch ein paar Worte über die Zeit nach der Kapitalerhöhung verlieren. Es gibt da einige Mechanismen, die immer wieder auftauchen und die man verstehen sollte, wenn man kein Geld verlieren möchte.
Zum Einen tendieren unmittelbar im Anschluss an eine KE die Kurse dazu, leicht anzusteigen. Dieses Phänomen entsteht vor allem deshalb, weil viele Investoren direkt wieder versuchen, ihre Anteile mit Gewinn zu verkaufen. Bevor man in so einer Situation einsteigt sollte man sich fragen, warum man nicht schon während der KE zu günstigeren Kursen eingestiegen ist und ob ein Einstieg jetzt noch lohnt. In den meisten Fällen würde ich das verneinen und von einem Kauf abraten.
Zum Anderen werden die Statistiken „verfälscht“. Oftmals werden KEs deutlich über FP verkauft. Dadurch sieht es im Nachhinein für 30 Tage so aus, als ob das Wachstum der AG außergewöhnlich gut sei. Oftmals lassen sich Spielende davon verwirren und kaufen zu völlig überzogenen Kursen, nur um später feststellen zu müssen, dass das Wachstum in Wahrheit unterdurchschnittlich ist. Wenn man selber die KE mitgezeichnet hat, kann man versuchen, diesen Effekt auszunutzen und selbst teuer verkaufen. Wenn man selber überlegt, ob man eine Aktie kauft, sollte man vorsichtig sein: Wenn im FP-Chart deutliche Sprünge nach oben zu sehen sind, lohnt sich ein Blick in die Chronik. Dort kann man dann überprüfen, ob das außergewöhnliche Wachstum auf eine KE zurückzuführen ist. Wenn dies der Fall ist, sollte man noch einmal überprüfen, ob der teure Kurs wirklich gerechtfertigt ist.
Diese Darstellung ist natürlich nicht abschließend und sicherlich gibt es auch andere Meinungen dazu. Aber ich denke, ein paar sinnvolle Denkanstöße konnte ich liefern.
Wer Kritik und Anmerkungen hat, ist herzlich eingeladen, einen möglichst sachlichen Kommentar zu hinterlassen. Dann können sich gerade Newcomer ein noch besseres Bild machen!
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KNORFF INTERNATIONAL MERCHANT BANK – TURNING DREAMS INTO PROFIT
4 comments for “Knorffs Kurztipps zum Umgang mit Kapitalerhöhungen”