Evaluation der OPERa-Ratings vom März 2015 oder „Das ist keine Glaskugel, aber trotzdem sagt nichts die Zukunft besser voraus“

Immer wieder ist die Ratingagentur OPERa teils heftiger Kritik ausgesetzt. Die Ratings seien zu subjektiv, würden zu verschiedene AGs gleichsetzen oder seien schlicht nicht aussagekräftig sind nur die nettesten Vorwürfe. Teilweise ist diese Kritik grob falsch, da sie den Sinn und Zweck und das Wesen von OPERa verkennt. Wie wir immer wieder betonen, soll OPERa nicht die Leistung der CEOs bewerten. Es geht auch nicht darum, Spielern, denen wir wohlgesonnen sind, zu schmeicheln. Auch soll nicht die relative Performance einer AG bewertet werden. Nein, es geht um etwas ganz anderes:

Das Ziel von OPERa ist es, regelmäßige und relevante Ratings von möglichst vielen AGs bereit zu stellen. Diese Ratings sollen einen Hinweis darauf geben, ob und in welcher Höhe eine Aktie mittelfristig Rendite erwirtschaften wird. Die AGs sollen durch OPERa-Ratings für Investoren und aus deren Perspektive vergleichbar(er) gemacht werden.

Man kann dieses Ziel nicht oft genug betonen, denn nur wenn man dieses Ziel versteht, kann man OPERa anständig interpretieren und nur dann kann man OPERa anständig kritisieren. Einige unserer Kritiker haben sich die Mühe gemacht, unser Manual durchzuarbeiten. Viele kritische Anmerkungen haben sich daraufhin in Luft aufgelöst, aber einige Kritik war immer noch relevant und interessant. Um aber wirklich beurteilen zu können, ob OPERa „Sinn macht“, ob man also anhand des Ratings eine Prognose über das zukünftige Wachstum einer AG treffen kann, muss man die Ratingergebnisse adäquat evaluieren. Genau das haben wir jetzt gemacht und sind dabei auf einige interessante Fakten gestoßen.

Methode

Wir haben uns die Ratings vom März 2015 noch einmal genauer angeschaut und die Gesamtnoten und auch die Bewertungen der AGs in den Einzelkategorien mit ihrem jeweiligen FP-Wachstum im Folgemonat verglichen. Ziel der Evaluation war es, herauszufinden, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen der Benotung und dem Wachstum gibt und wenn ja, wie stark dieser ausfällt. Die Ergebnisse haben wir im Folgenden in Graphen zusammengefasst. Jeder Graph zeigt eine Punktewolke, wobei die Position auf der X-Achse der Note (Gesamtnote oder in der Einzelkategorie) entspricht und die Position auf der Y-Achse dem FP-Wachstum der AG im Folgemonat. Zu jedem Graphen haben wir eine Regressionskurve gezeichnet und das Bestimmtheitsmaß angegeben. Die Regressionskurve zeigt an, ob es einen positiven oder negativen Zusammenhang zwischen Note und Wachstum gibt. Das Bestimmtheitsmaß zeigt, wie stark dieser Zusammenhang ist. Wir haben vor der Erstellung der Graphen die 5% mit dem stärksten und schwächsten Wachstum sowie die AGs, die zwischenzeitlich liquidiert worden sind, entfernt. Kommen wir zu den Ergebnissen:

Gesamtnote

OPERa-Evaluation Maerz 2015 NoteDieses Ergebnis hat uns sehr erfreut. Wie an der Regressionskurve zu sehen ist, gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen der OPERa-Note und dem FP-Wachstum im Folgemonat. Der Satz „Eine AG mit einer guten OPERa-Note wird wahrscheinlich besser wachsen als eine AG mit einer schlechten OPERa-Note“ stimmt also. Das Bestimmtheitsmaß ist zwar nicht überwältigend, aber auch nicht zu vernachlässigen.

Handelsaktivität

OPERa-Evaluation Maerz 2015 Handelsaktivitaet

Das ist nicht sehr überraschend und deckt sich mit den Untersuchungen von Rady. Wer mehr handelt macht grundsätzlich mehr Gewinn. Eine gute Note in der Kategorie Handelsaktivität indiziert also ein gutes Wachstum im Folgemonat. Allerdings ist der Zusammenhang bedeutend weniger stark als bei der Gesamtnote.

Turnover

OPERa-Evaluation Maerz 2015 Turnover

Hier ergibt sich im Großen und Ganzen das gleiche Bild. Je besser die Note im Turnover ist, desto stärker wird das Wachstum ausfallen.

Wachstum

OPERa-Evaluation Maerz 2015 Wachstum

Keine wirkliche Überraschung: Das Wachstum ist der beste Indikator. Je besser eine AG im Wachstum bewertet wird, desto stärker wird sie im Folgemonat wachsen. Was uns als OPERa-Betreiber aber extrem freut: Die Gesamtnote hat das höhere Bestimmtheitsmaß. Das heißt, dass die OPERa-Gesamtnote mehr über das zukünftige Wachstum aussagt, als das historische Wachstum.

Diversifikation

OPERa-Evaluation Maerz 2015 Diversifikation

Auch die Diversifikation ist als Indikator mehr als brauchbar. Je besser eine AG in der Kategorie Diversifikation bewertet wird, desto stärker wird sie in Zukunft wachsen. Das Bestimmtheitsmaß ist nicht zu verachten, aber auch hier gilt wieder: Noch besser als die Einzelnote prognostiziert die Gesamtnote das zukünftige Wachstum.

Newcomer

OPERa-Evaluation Maerz 2015 NewcomerDie Kategorie Newcomer war eine leichte Enttäuschung für uns. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen der Bewertung und dem Wachstum aber dieser ist nicht sehr stark ausgeprägt. Insbesondere fällt ins Auge, dass sich viele AGs am oberen und unteren Rand der Bewertungsskala tummeln, dort aber sehr unterschiedliches Wachstum aufweisen. Auch wenn der Indikator nicht völlig nutzlos ist, müssen wir hier an unserer Bewertung arbeiten.

Kleine AGs

OPERa-Evaluation Maerz 2015 Kleine AGs

Das war ein Schock für das OPERa-Team. Kleine AGs sind wachstumsschädlich? Zumindest gibt es einen negativen Zusammenhang zwischen der Note in dieser Kategorie und dem Wachstum im Folgemonat. Allerdings ist das Bestimmtheitsmaß so gering, dass diese Aussage nicht verlässlich ist. Eines scheint jedoch klar: Auch diese Einzelkategorie muss (wahrscheinlich, dazu später mehr) überarbeitet werden.

Aktienquote

OPERa-Evaluation Maerz 2015 Aktienquote

Das war eine Überraschung, aber eine willkommene: Die Aktienquote ist einer der besten Indikatoren für das zukünftige Wachstum. Je besser die Note in der Kategorie Aktienquote ist, desto höher wird das Wachstum im Folgemonat ausfallen. Auch das Bestimmtheitsmaß fällt recht hoch aus, der Zusammenhang ist stark. Dennoch bleibt die Gesamtnote der bessere Indikator.

Anleihen

OPERa-Evaluation Maerz 2015 AnleihenDie gute Nachricht zuerst: Eine gute Note in der Kategorie Anleihen indiziert ein hohes Wachstum im Folgemonat. Jetzt aber auch gleich die zwei Stimmungstöter: Das Bestimmtheitsmaß ist extrem klein, der Zusammenhang also sehr schwach. Außerdem tummeln sich im Graphen wieder zu viele AGs chaotisch am unteren Rand. Das heißt, irgendwo bewerten wir zu streng, bzw. werten AGs ab, die nicht abgewertet gehören. Wir arbeiten schon fieberhaft an einer Lösung. Grundsätzlich ist diese Einzelnote aber dennoch ein guter Indikator.

Fremdkapital

OPERa-Evaluation Maerz 2015 Fremdkapitalquote

Dieser Statistik kann man leider kaum trauen. Von den gerateten AGs hat nämlich kaum eine im März Kredite offen gehabt. Der Graph suggeriert einen negativen Zusammenhang zwischen Krediten und Wachstum, d.h. tendenziell sind die AGs stärker gewachsen wenn sie Kredite offen hatten. Aufgrund der extrem kleinen Stichprobe und der Funktion der Kreditnote als Risikoindikator, werden wir hier aber vorerst nichts ändern.

Zusammenfassung und Ausblick

Es gibt einen Zusammenhang zwischen der OPERa-Gesamtnote und dem Wachstum einer AG im nächsten Monat. Dieser ist auch relativ stark ausgeprägt. Auf jeden Fall ist er stärker ausgeprägt, als der Zusammenhang zwischen den Einzelnoten und dem Wachstum. Das heißt, OPERa kann Zusammenhänge aufdecken, die bei isolierter Betrachtung einzelner Kennzahlen unentdeckt bleiben. Gleichzeitig muss man aber im Kopf behalten, dass die Ratings eine gewisse Unschärfe aufweisen. Sie sind natürlich nicht in der Lage, punktgenau die Zukunft vorherzusagen, sondern bilden lediglich einen Indikator und eine Orientierungshilfe. Der Kopf muss angeschaltet bleiben.

OPERa-Evaluation Maerz 2015 GroesseDie meisten Einzelkategorien funktionieren so recht gut. An einigen (insbesondere Anleihen, Newcomer und kleine AGs) müssen wir aber noch arbeiten. Leider war der März ein Ausnahmemonat, wie sich am Graphen links zeigt. Dort haben wir das Wachstum der AGs in Relation zu ihrer Größe gesetzt. Normalerweise wachsen kleine AGs besser als große. Im März sind die Großen aber tendenziell besser gewachsen. Das hängt sicherlich mit ihrer Möglichkeit zusammen, große Kapitalherabsetzungen zu extrem niedrigen Preisen durchführen zu können zusammen. Diesen Wachstumsschub konnten die kleinen AGs nicht übertrumpfen. Aus diesem Grund müssen wir eine erneute Evaluation der Kategorien Newcomer und Kleine AGs vornehmen, bevor wir verlässlich sagen können, wie diese verbessert werden können und ob das überhaupt Not tut.

Wir sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Auch wenn einiges noch verbessert werden kann und muss: OPERa funktioniert. OPERa macht Sinn. OPERa ist aktuell die beste Ratingagentur und es gibt aktuell keinen besseren Wachstumsindikator als die OPERa-Noten.

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