Daytrading: Die Jagd nach dem schnellen Geld

Daytrading setzt auf den kurzfristigen spekulativen Handel mit Wertpapieren, sprich man baut eine Position auf und versucht sie möglichst schnell wieder abzubauen. Klassisch heißt das: Aktien kaufen und am gleichen Tag wieder verkaufen. Welche Aktien sich dafür eignen und wie man als Trader mit Tageshorizont mit eben jenen handelt, ist eine Kunst für sich.

Auswahl geeigneter Titel

Grundsätzlich eignen sich zwei Arten von Aktien für das Tageshandel: Dauerhaft viel gehandelte große AGs und kleine, die gerade im Trend liegen. Für die erstere Art lohnt sich ein Blick in die untere Hälfte des AGSX, wo sich die größten AGs im Spiel tummeln und bei den Statistiken in den 24h Top Volumen. Große AGs sind am Markt weit gestreut, können in Echtzeit gehandelt werden und weisen oft ein dauerhaft hohes Volumen auf. Sie sind oft nah zum FP zu haben und eignen sich hervorragend.

Die Spekulation mit Aktien, die gerade rasant steigen ist deutlich riskanter: Eine Aktie, die bereits stark gestiegen ist, wird meistens deutlich über FP gehandelt. Kleinere Aktien weisen selten ein dauerhaft hohes Handelsvolumen auf, wenn der Hype rum ist sind die Aktien schwer verkäuflich. Man muss im richtigen Moment einsteigen, wenn noch wenige Aktien zu bekommen sind, diese Position komplett aufkaufen und direkt drüber wieder verkaufen. Findet man keinen Käufer, hat man leicht ein faules Ei im Depot.

24h Top Volumen

Am Beispiel wird der Unterschied schnell deutlich. Der angehende Daytrader sucht sich die Aktie seiner Wahl in den Top-Volumen. Er wählt den Erstplatzierten Shared Future AG und die einzige kleinere AG Rapid Profit AG aus.

Shared Future ist eine AG, die knapp 500 Mio. groß ist, Rapid Profit dagegen ist „nur“ etwa 11 Mio. schwer. 67 Mio. Volumen innerhalb eines Tages stellen bei Shared keine 20% der AG-Größe dar. Viel, aber längst nicht so viel wie bei Rapid Profit. Das Volumen ist hier größer als die ganze AG. Da sollte man schon stutzig werden. Zeit sich die Charts der AGs näher anzuschauen.

Der erste Chart der Shared Future AG zeigt, dass die AG deutlich unter FP gehandelt wird. Eine sehr gute Neuigkeit für den Daytrader. Erstens verspricht eine solche Konstellation viel Handel ob des günstigen Kurs/FP-Verhältnisses, zweitens kann der Daytrader es riskieren die Position länger zu halten als geplant, ohne, dass der FP der eigenen AG leiden muss. Der zweite Chart lässt den Daytrader ebenfalls frohlocken: Die letzten zwei Tage wurde zwischen 9,21 und 9,50 Euro gehandelt. Einige Ausschläge nach oben und unten zeigen Verkaufs- und Kaufsmöglichkeiten auf. Der Trend der letzten zwei Tage ist auch noch steigend, da könnten sogar weitere Kursgewinne winken. Insbesondere da die Aktie zum FP noch aufholen kann. Der dritte Chart zeigt, dass die AG dauerhaft ein hohes Volumen aufweist, also immer gut gehandelt werden kann. Beste Voraussetzungen für unseren angehenden Daytrader.

Eine gute Wahl: Shared Future

Eine gute Wahl: Shared Future

Nun der Vergleich mit der Rapid Profit AG:

Ungeeignet: Rapid Profit

Ganz anders das Bild bei Rapid Profit. Der linke Chart zeigt, dass der Kurs massiv nachgegeben hat und nun unter FP aufgeschlagen ist. Charakteristisch, wenn Aktionäre möglichst schnell aus der AG raus wollen. Der zweite Chart zeigt, dass der Kurs erst durch eine fallende Order gedrückt wurde, dann lange Zeit stagnierte. Um den FP herum fand ein kurzes Scharmützel der Bären und Bullen statt und nun verharrt der Kurs wieder auf niedrigem Niveau. Für Langzeitspekulanten vielleicht geeignet, denn die AG ist nun auf einem Kurs unter FP angekommen und kann zum Turnaround ansetzen. Für den Daytrader jedoch ist dieses Risiko unangemessen: Er möchte ja innerhalb eines Tages handeln. Das Ordervolumen zeigt, dass die aktuellen Kursscharmützel die Ausnahme darstellen. Die AG wird meistens wenig gehandelt.

Der informierte Börsenexperte weiß, dass Rapid Profit seine Liquidation ankündigte und nun doch wieder etwas gehandelt hat. Dies erklärt die aktuellen Kursabstürze und Volumenspitzen.

Der angehende Daytrader entscheidet sich auf Grund dieser Daten dazu mit der Shared Future AG zu handeln.

Wichtige Kursmarken

In den letzten 48 Stunden hat die Shared Future einige wichtige Kursmarken herausgebildet. Nach unten scheint sie bei 9,21 Euro stark genug abgesichert zu sein, die Versuche diese Marke nach unten zu durchschlagen hatten keinen Erfolg. Der Kurs sprang hoch auf das Niveau von 9,44 Euro. Nach unten hin wurde die 9,35/9,36 Euro Marke insgesamt dreimal getestet. Hier scheint auch einiger Widerstand vorhanden zu sein. Dem dritten Antesten der unteren Barriere folgt der Ausbruch auf den 2-Tageshöchstand von 9,50 Euro. Die 9,40 Euro-Grenze wurde noch einmal getestet, der Kurs sprang aber wieder auf ein höheres Niveau.

Shared Future AG 30 Tageschart

Shared Future AG 30 Tageschart

Um diese Grenzen richtig einzuordnen sind zwei weitere Blicke notwendig. Der erste Blick gilt dem 30-Tageskurs-Chart.

Hier zeigt sich, dass die AG volatil ist. In relativ kurzer Zeit sprang der Kurs von der harten untere Grenze um 8,88  Euro auf 9,34 Euro rauf, um bald darauf noch zweimal die untere Barriere anzutesten. Seit dem zweiten Test weist die AG aber einen intakten Aufwärtstrend auf. Kurze Rücksetzer konnten den Schwung nicht herausnehmen. Für den Daytrader ein gutes Signal: Wenn er die Aktie länger halten muss als gewollt, so greift er nicht in ein fallendes Messer, sondern kauft in einen intakten Aufwärtstrend. Neben der Unterbewertung im Vergleich zum FP hat er somit auch noch die Aussicht auf steigende Kurse. Das Risiko ist folglich gering.

Nach der Betrachtung des 48h- und des 30d-Charts möchte der Daytrader bei Kursen zwischen 9,21 und 9,41 Euro einsteigen.

Um diesen Plan auf seine Durchführbarkeit hin zu überprüfen, schaut er aber auch noch ins Orderbuch der AG. Hier sieht er, wo der Markt große Orders platziert und damit Kursbarrieren schafft. Von 9,21 Euro beginnend versucht der Daytrader den möglichst günstigsten Einstiegskurs festzustellen.

Auszug des Orderbuchs der Shared Future AG

Auszug des Orderbuchs der Shared Future AG

Bei 9,36 Euro trifft er auf das erste größere Hindernis. Eine halbe Million ist für die typische AG ein großes Volumen. Er beschließt darüber anzusetzen. Bis 9,42 Euro sieht es auch recht vielversprechend aus, doch dort warten zwei noch größere Orders darauf ausgelöst zu werden. Auf eine Verkaufsorder mit über 1,4 Mio. Volumen möchte er nicht hoffen, also revidiert er den Plan und macht seine Kauforder bei 9,43 Euro. Diese Grenze hat einen weiteren Vorteil, sie stellt die teuerste Buy-Order dar und hat damit die besten Chancen von einer Verkaufsorder ausgelöst zu werden.

Möglichkeiten und Risiken

Die im Chart erkannten Barrieren bei 9,36 und 9,40 Euro haben sich auch im Orderbuch bestätigt. Durch das Orderbuch wird letztere sogar auf 9,42 Euro angehoben. Trotz der recht großen Volumina sind diese Grenzen nicht groß genug um einem wirklich starken Verkaufsdruck standzuhalten. Das Tagesvolumen von über 67 Mio. Euro zeigt, dass einige Orders im höheren sechsstelligen Bereich einen größeren Abverkauf nicht zu stoppen vermögen. Die Unterbewertung und der positive Trend ermöglichen einen Einsteig in die AG bis zu 9,54 Euro ohne dass der eigene FP schaden nimmt.

Sollte die Grenze bei 9,42 Euro fallen, muss der Daytrader sich Gedanken machen, ob er nicht nochmal zu günstigeren Kursen nachlegt. Eine Riesenverkaufsorder im Bereich von sieben- bis achtstelligen Eurobeträgen kann den Kurs kurz- bis mittelfristig am Wachstum hindern. Der Daytrader kann aber bei Kursen um die 9,36 € nachlegen und knapp unter 9,42 Euro mit Gewinn verkaufen. Fällt der Kurs jedoch unter 9,36 Euro ist erstmal jeder Widerstand gebrochen und die AG könnte wieder bis auf 8,87 Euro abfallen. Um diese Marke herum kann dann jedoch wieder zugekauft werden. Fällt auch diese Grenze sollte sich der Daytrader von dieser AG verabschieden und die Position als Longhold aus dem Fokus schieben.

Sollte der Kurs nicht fallen, sondern trendgemäß steigen, dann hat er die erste Barriere bei 9,48 zu nehmen. Fällt diese Barriere, kann der Daytrader sein Verkaufslimit auf 9,49 Euro setzen. 9,50 € ist eine starke Grenze gemäß Chart, eine wichtige psychologische Marke, deren Fallen leicht weitere Verkaufsorders mit sich bringen kann. Der FP bei 9,54 Euro stellt eine weitere wichtige Größe dar. Steigt die Aktie über FP, rückt sie verstärkt in den Fokus der Verkäufer, die bei Buyorders über FP wieder aktiv werden. Die Grenze bei 9,79 Euro ist eher kosmetischer Natur. Zwar kann diese Grenze in Angriff genommen werden, aber auch wenn sie kurzfristig fällt, wird der Kurs bald darauf nachgeben. Erst wenn sich zeitgleich ein starker Kaufdruck aufbaut, wird die AG auch dauerhaft über FP gehandelt werden.

Zusammenfassung

Die Auswahl der zum Daytrading geeigneten AG ist einfach: Dauerhaft großes Volumen, niedriges Kurs/FP-Verhältnis und starke Kursvolatilität sind beste Voraussetzungen für erfolgreiches Daytrading. Als Daytrader ist man selbst bei seinen Positionen mit kleineren gut handelbaren Volumina unterwegs, den Kurs zu pushen oder zu drücken, sind keine Optionen. Man muss sich im Spread zwischen Geld- und Briefkurs einnisten und den Tag über möglichst häufig handeln. Eine genaue Betrachtung der Charts und des Orderbuchs sind unabdingbar und bestimmen zu wählende Kauf- und Verkaufskurse. Stellt der Daytrader immer die höchste Geld- und billigste Brieforder gibt es keinen Handel ohne seine Beteiligung. Er profitiert immer und genau das sollte sein Ziel sein.

Mehrere Daytrading-Positionen ermöglichen dem Daytrader permanent gewinnbringend zu handeln und im Zweifelsfall bei ungünstigen Entwicklungen eine Longhold-Position aufzubauen. Hat der Daytrader die Auswahl der AGs sorgfältig betrieben, sollten alle Titel eine positive FP-Entwicklung aufweisen. Erst wenn die FP-Kurve dauerhaft nach unten zeigt, sollte der Daytrader auch seine Longhold-Positionen abbauen. Bei steigender FP-Entwicklung kann er mit gutem Daytrading seine Gewinne hebeln und damit deutlich stärker wachsen als die Buy-and-Hold-Fraktion, die sich maximal einen Titel günstig ins Depot legen kann. Während der Longholder wochenlang auf der Aktie sitzt und am Ende mit einem kleinen Gewinn verkaufen kann, hat der Daytrader schon mehrmals jeden Tag verkauft und seinen Gewinn vervielfacht.

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