Der geduldige Großinvestor

5112An einem verregneten Dienstagnachmittag treffe ich mich in der Europarepräsentanz der Hanso Trust Banks unweit des Börsenplatzes von Frankfurt am Main mit CEO ShRaan. Windböen peitschen den Regen gegen das Panoramafenster im 33. Stock des Gebäudes.  Das Büro erstreckt sich auf geschätzten 90m² und ist sachlich-modern eingerichtet: Viel Glas, Aluminium und Edelstahl, aufgelockert durch etwas Hellholz, der typische Look eines modernen Vorstandsbüros. Die Dunkelholzphase hat man anscheinend bereits hinter sich gelassen.

Interessiert betrachte ich die Bücherwand: Neben Standardwerken der Ökonomie (Adam Smith, Keynes, Schumpeter, Friedman) entdecke ich auch eine kleine Sammlung der Werke großer Philosophen sowie (überraschenderweise!) einige Fachbücher über Flugzeugbau. Hinter dem großen, penibel aufgeräumten Schreibtisch fällt ein Landschaftsgemälde von Max Liebermann sofort ins Auge.

Wir setzen uns an den Tisch in der gemütlichen Sitzecke links des Schreibtisches, die überaus charmante Chefsekretärin serviert uns Kaffee und zieht sich dann zurück, wir beginnen unser Interview:

Herr Raan, Ihr Unternehmen gehört mit rund 250 Millionen Euro Buchwert zu den größten Unternehmen am Markt. Gleichzeitig lag ihre Buchwert-Rendite zuletzt bei über 20%. Ist der Widerspruch zwischen hoher Rendite und großem Depotwert nur scheinbar oder sehen wir gerade das Resultat einmaliger Sondereffekte?

Wo soll ein Widerspruch zwischen hoher Buchwert-Rendite und einem großen Depot sein? Es bleibt doch stets dasselbe Prinzip. Unternehmen im Bereich 200-300 Millionen Euro haben doch genau die richtige Größe um zuverlässig eine gute Buchwert-Rendite zu erwirtschaften. In meinen Bilanzen sieht man keineswegs einmalige Sondereffekte. Das ist alles Teil des regulären Betriebes und die Ergebnisse sind befinden sich in einem vollkommen normalem Bereich. Ähnliche Ergebnisse habe ich bereits seit Monaten, oder vielleicht sogar schon seit Jahren.

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Kann sich sehen lassen: Die Kurzbilanz der Hanso Trust Banks

Das mag stimmen, aber es ist doch allgemein bekannt, dass eine zunehmende Größe des Unternehmens für ein langfristiges Absinken der relativen Zuwächse sorgt. Ein Start-Up-Unternehmen kann eine Monatsrendite von 50% und mehr erreichen, woran Großunternehmen scheitern würden. Normal war bei Großunternehmen bisher eine Rendite in einem Korridor von 8% bis 15%, seit der letzten Börsenhausse erleben wir aber viele Großunternehmen mit 20% Rendite. Da stellt sich die Frage, ob die höhere Rendite aus dem besseren Marktumfeld kommt oder ob den großen Unternehmen auf einmal ein Licht aufgegangen ist, finden Sie nicht?

Es dürfte eine Kombination aus beidem sein. Zum einen hat sich die Marktlage in der letzten Zeit stark gebessert, einige Manager sind deutlich aktiver geworden, angehäuftes Barvermögen wurde wieder in den Markt gespült und letzten Endes sorgte der Anstieg der AGs für ein angenehmes Klima. Zum anderen hat sich womöglich auch die Einstellung bzw. die Strategie einiger Manager geändert. Zu sehen wäre das auch am Beispiel der Hanso Trust Banks. In der letzten Zeit wird vermehrt versucht etwas Fahrt aufzunehmen und von der „Buy and hold Strategie“ in Kombination mit einem erhöhten Anleihenanteil wegzukommen.

Daher denke ich, dass es eine Kombination aus erhöhtem Geldmitteln im Markt und der steigenden Aktivität von großen Aktiengesellschaften ist. Wie lange dieser Zustand noch anhält bleibt abzuwarten.

In Ihrer Unternehmensbeschreibung steht u.a.: „Im Mittelpunkt unserer Strategie steht eine kontinuierliche Steigerung des FP und des Buchwertes. Hierbei wird hauptsächlich auf Anleihen und Longholds gesetzt.“ Warum sind Ihre Investitionen in Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 8 Mio. Euro so gering im Vergleich zu den Aktienpositionen? Haben Anleihen bei Ihnen an Bedeutung eingebüßt?

Die Unternehmensbeschreibung bedarf mittlerweile sicherlich einer Überarbeitung. Bei der aktuellen Marktlage halte ich die Anleihen in ihrer aktuellen Form für relativ überflüssig. Es gibt im Moment genügend Aktien, wie beispielsweise die Solid Profit Aktien, die einen konstanten Wertanstieg haben und dabei relativ schnell versilbert werden können. Das verleiht der Hanso Trust Banks eine gewisse Flexibilität die ich mit dem Schwerpunkt auf Aktien nicht hatte. Ich schließe nicht aus, dass ich in Zukunft wieder in Anleihen investieren werde, aber zum aktuellen Zeitpunkt investiere ich lieber in Aktien.

Spielte die Neuregulierung des Zinssatzes eine Rolle bei Ihrer Strategieanpassung?

Langfristig gesehen hat er keine Rolle gespielt. Meine Strategie war auf die zunehmende Größe der Hanso Trust Banks nicht mehr anwendbar und wäre bei Zeiten geändert worden. Womöglich hat die Neuregulierung den Prozess nur etwas beschleunigt.

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Die Solid Profit AG stellt mit Abstand die größte Aktienposition in Ihrem Depot dar, rund 22% ihres Buchwertvermögens konzentrieren sich in den Aktien dieses Unternehmens. Gleichzeitig hält auch die Solid Profit AG einen großen Anteil an ihrem Unternehmen und ist ihr Hauptaktionär. Ist diese Überkreuzbeteiligung Zufall oder steckt ein bewusster Plan dahinter bzw. wie kam es dazu?

Man mag es kaum glauben, aber diese Überkreuzbeteiligung ist purer Zufall. Entstanden ist sie dadurch, dass ich im Rahmen meiner letzten Kapitalerhöhung größere Bestände an Solid Profit Aktien in Hanso Trust Banks Aktien getauscht habe. Dabei wurde nicht einmal im speziellen darauf geachtet diese Aktien zu bekommen. Es hätten auch Shared, Wolve, oder sonstige Papiere sein können, deren Firmen über einen ausreichenden Wert für eine solche Transaktion verfügten.

Was hinter der Beteiligung der Solid Profit AG steht, kann wohl nur kmscheuer eindeutig sagen. Ich gehe aber stark davon aus, dass es die Kombination aus Geldüberschuss und billigen Angeboten war, die ihn zu dieser Aufstockung gebracht hat. Womöglich erreicht die Hanso Trust Banks keine Renditen einer Wolve Group, aber sie wächst solide und ist meistens vergleichsweise billig. Es ist also in keinem Fall ein MLM-AD oder Shattila-Szenario.

Bisher galten starke Überkreuzbeteiligungen als hoher Risikofaktor (u.a. durch sich gegenseitig verstärkende Abwärtskursspiralen, unerwünschte Rückkopplungen bei der FP-Entwicklung oder Gewinnneutralisierungseffekte), wie begegnen Sie den negativen Begleiterscheinungen einer solchen Konstruktion?

Mich dazu zu äußern hat etwas von „im Glashaus mit Steinen werfen“ 😉

Sagen wir es mal so: Ich erkenne, dass es dabei sicherlich bestimmte Risiken gibt, vor allem wenn zwei Zocker aufeinander treffen, aber wenn man die Strategien ergänzt und nicht das Spiegelbild des jeweils anderen ist, ist das Risiko überschaubar. Ich gehe fast soweit zusagen, dass eine gute Überkreuzbeteiligung mit angepassten Strategien einen hohen Vorteil bringen und das bei einem überschaubaren Risiko. In meinem Fall versuche ich beispielsweise die Schwerpunkte meines Portfolios auf andere AGs zu setzen und so nicht komplett auf einer Welle mit der Solid Profit zu fahren.

Seit einiger Zeit erleben wir einen stetigen Zustrom neuer Unternehmen auf den Markt. Wie erklären Sie sich die plötzlich erstarkte Beliebtheit von Börsenemissionen und wie profitiert Ihr Unternehmen von dieser Entwicklung?

Im Moment ist es wohl mehr eine stetige Abnahme infolge verschleppter Liquidationen. Erklären kann man sich den Anstieg der neuen AGs sicherlich mit der Einführungen neuer Plattformen seitens Radys. Interessant ist viel mehr wie viele dieser Unternehmen langfristig am Markt bleiben werden bzw. wie viele innerhalb kürzester Zeit wieder verschwunden sind. Aktuell „profitiert“ die Hanso Trust Banks ja viel mehr von letzterer Kategorie, wobei das Wort „profitiert“ auch ziemlich übertrieben ist. Ich versuche im Moment viel mehr möglichst viele Aktien unter dem FP zu erwischen, um damit einen nennenswerten Gewinn zu machen. Wobei sich der Gewinn immer noch im Bereich „Spielgeld“ befindet.

Seit Auflösung des RVX sind Sie noch keinem neuen Index beigetreten. Ist dies eine bewusste Entscheidung, Indizes vorerst zu meiden, oder war einfach noch nicht der richtige Index in Sicht?

In erster Linie waren es mangelnde (passende) Angebote, aber viel mehr habe ich Zweifel an dem Sinn der Indizes. Ich meine was bringt es einer AG Mitglied im Index XY zu sein? Es ist mir auch so möglich mich mit bestimmten Managern abzustimmen, ohne dass ich mir die teils lächerlichen Regeln eines Indexes aufzwängen muss. Von daher wird die Hanso Trust Banks wohl auch weiterhin ohne Index bleiben. So ist man auch etwas abseits des ganzen Trubels.

Wie beurteilen Sie die derzeitige Marktsituation? Zwar wächst der Markt durch immer neue Unternehmensgründungen, doch der AGSX ist schon wieder auf einem Abwärtspfad. Wie leicht fällt es Ihnen momentan weitere Buchwertgewinne zu realisieren und die Wachstumsraten fortzuschreiben?

Der AGSX gehört zusammen mit den Zertifikaten zu den Dingen mit denen ich mich kaum bis gar nicht beschäftige. Insofern kann ich auch keine Auskünfte geben inwiefern das Verhalten des AGSX nun positiv oder negativ ist. Davon abgesehen halte ich die aktuelle Marksituation für ausgezeichnet. Wenn man die letzten Monate unter mangelnden Angeboten und vollen Kassen gelitten hat, kann man nun oftmals gute Papiere für wenig Geld kaufen. Was die Buchwertgewinne realisieren angeht, hatte ich in der kompletten Geschichte der Hanso Trust Banks noch keine Probleme. Ebenso ist es auch jetzt. Das Depot ist solide und wächst auch ohne größere Anpassungen weiter. Dementsprechend einfach fällt es mir die Raten fortzuschreiben bzw. Buchwertgewinne zu realisieren.

Herr Raan, ich Danke Ihen für das Interview.

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