Ja, wie wird man das eigentlich? Zu erst einmal sollten wir vielleicht klären was eine Krise oder wie panische Investoren es in Lautschrift „KRIESE!“ nennen, eigentlich ist. Mein Duden sagt da: „schwierige Lage, Situation, Zeit [die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt]; Schwierigkeit, kritische Situation; Zeit der Gefährdung, des Gefährdetseins“. Für uns heißt das also, eine Krise ist dann gegeben, wenn unser Geld Gefahr läuft sich in Asche zu verwandeln.
Jetzt haben wir wohl als Ausgang wunderschönen Stoff für die abstrusesten Stammtischparolen, denn jeder denkt wahrscheinlich zu allererst an böse Groß-AGs, Marktmanipulation, Preisabsprachen und Kapitalkraken und ja das ist in der Vergangenheit auch passiert. Es ist aber wie immer bei solchen Thematiken nur die halbe Wahrheit. Denn die Fragen, die im Raum stehen sind doch: „Woher kommt eigentlich diese Krise und ist jeder von einer Krise gleichermaßen betroffen?“ Zweiteres kann ich jetzt schon einmal mit nein beantworten, aber ihr seht schon: Die Thematik ist nicht so einfach mit ein paar Worten abgetan. Deswegen fangen wir doch einfach einmal an Krisen nach Verursachern zu unterscheiden.
Krisen, die durch Kapitalsammelbecken (Groß-AGs) verursacht werden
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an, um den Wutbürger gleich einmal zu Beginn zu besänftigen. Krisen können erzeugt werden, wenn Aktiengesellschaften mit hohem Markteinfluss riskante Pläne in die Tat umsetzen und nein dazu zählen nicht nur groß angelegte Kapitalerhöhungen weit unter FP. Es reicht schon wenn eine Top10-AG ihre Spielstrategie drastisch verändert, eine Übernahme im Highend-Segment stattfindet oder aber auch Langzeitspieler wie Wilbur von der Top AG beschließen in die Liquidation zu gehen. Vergesst aber bitte, dass solche Aktionen böse sind, klar sind sie auf den ersten Blick erst einmal unkomfortabel, aber jedes Ereignis, was den Markt neu aufteilt, stellt eine Chance für den cleveren Investor dar. Demensprechend ist es relativ einfach einer solchen Krise aus dem Weg zu gehen. Man investiert einfach nicht in diese AGs, der Markt bietet auch im Top50-Größenhighscore genügend Alternativen, welche versuchen diesem Konstrukt aus dem Weg zu gehen. Sind wir aber ehrlich, die Groß-AGs haben in der Regel die Fähigkeit immer und immer wieder auf den Füßen zu landen. Deswegen ist es nicht unbedingt rational dieser Problematik komplett aus dem Weg zu gehen, sondern ratsamer die Situation zu analysieren und versuchen selbst daraus Profit zu schlagen.
Die hausgemachte Krise
Ja, an vielen Krisen ist man doch meistens selbst der Hauptschuldige. Getreu nach dem Motto „Woher hätte ich das denn wissen sollen?“. Tja, deine Aufgabe als Vorstandsvorsitzender ist es aber genau das eben doch vorauszuahnen bzw. dich dagegen abzusichern. Eine selbst erzeugte Krise ist meist etwas sehr banales, ein Anfängerfehler, der sich sogar nur auf deine AG beschränken kann. Beispiele dafür wären, dass du dich beim Zertifikatehandel massiv verzockt hast, zu teuer einkaufst und somit Verlust erzeugen musst, durch Kreuzverwebungen handlungsunfähig wirst oder dein Depot einfach nur schlecht diversifiziert ist. Es ist aber auch durchaus möglich, dass eine Aktion eines Kapitalsammelbeckens deine Fehler erst sichtbar macht. Zum Beispiel wenn deine Investments gänzlich so stark in dieses Kapitalsammelbecken verwoben sind, dass du bei rückläufigem FP dieses Beckens doppelt und dreifach zu Boden gedrückt wirst. Dem aus dem Weg zu gehen ist letzlich eigentlich nur eine Frage der Vernunft und ein Verinnerlichen des Lesestoffes, der Newcomern immer gleich zu Beginn des Spiels eingebläut wird. Das wären Depotdiversifizierung, Anleihen zeichnen, maßvoller Umgang mit Zertifikaten und Krediten, Geduld haben nicht alles gleich in einem Tag erreichen zu wollen. Risikostreuung und ganz wichtig Depotanalyse. Denn nicht jede AG passt gut in dein Portfolio, es ist umso wichtiger zu schauen aus was diese AG denn eigentlich besteht.
Die systembedingte Krise
Dieser Typ der Krise kann immer dann auftreten wenn ein spielmechanismusveränderndes neues Feature eingebunden wird. An sich ist das noch keine Krise, der Markt und die Spieler machen es erst zu einer. Ein lemmingartiges Ausprobieren des damals noch neuen Zertifikatehandels hat zum Beispiel dazu geführt, dass Spieler fast täglich ihr gesamtes Vermögen verzockt haben, was letztlich eine Nachbesserung des Spielebetreibers Rady erforderte. Ebenso die Einführung der Kredite. Sicherlich für Spieler, die am Ausprobieren scheitern, ist es die hausgemachte Krise, aber für den, der nur erstmal zuschaut, ein durchaus belustigendes Spektakel von Massensuizid. In diese Kategorie fallen aber auch Situationskombinationen wie Teuerungsphase und Niedriganleihezinsphase, welche im Zusammenspiel den Markt enorm einbremsen und handelsaktive Spieler beim Geldverschieben verzweifeln lassen. Man muss, glaube ich, nicht erwähnen, dass man sich gegen diesen Typ der Krise am Schwersten schützen kann. Hierzu braucht es dann doch eine gewisse Art der Menschenkenntnis, um abzuschätzen wer denn in solchen Situationen am Besonnensten reagiert, auf diese Pferde sollte man dann setzen.
Der menschliche Faktor
Soviel erst einmal zu der Kategorisierung der verschiedenen Krisen, auch wenn ich diese nur grob umrissen habe. Aber ihr seht schon, die Ursache liegt bis auf wenige Ausnahmen immer bei der menschlichen Fehlbarkeit der Spieler. Meistens ist es Gier, Selbstüberschätzung, Unachtsamkeit, Unwissenheit und in seltenen Fällen auch Bösartigkeit, die solche unangenehmen Situationen herbeiführen. Es ist also immer der Macher, derjenige, der die Veränderung herbeiführt, dazu in der Lage für uns ungünstige Gesehehnisse auszulösen. Das bedeutet also, dass hier ein großer Teil Marktpsychologie, aber auch Teile der Verhaltensforschung hineinspielen. Jetzt bin ich natürlich kein Dr. Sigmund Freud, aber den braucht es hier wohl auch nicht. Gute Spieler sollten aber trotzdem über ein gewisses Maß an gut geschulter Empathie verfügen, denn meistens erkennt man schon frühzeitig in der Analyse der Aktiengesellschaft, wem es denn salopp gesagt bald eine Sicherung raushaut und wer denn in der Ausgangssituation ist, weitere Spieler in dieses Loch mit hineinzuziehen. Seien wir aber ehrlich, meistens fällt das einem bei anderen viel leichter auf, als bei einem selbst.
Die Situation überprüfen
Aber gehen wir einfach mal davon aus, wir sind jetzt an dem Punkt bei dem es kracht, wir also bemerkt haben, dass ein Problem auftritt von dem wir sicher sind, das dies zu einer FP-Erschütterung und damit zu einer Krise unserer AG führt. Oberstes Gebot an der Stelle ist Akzeptanz, getreu nach dem Motto „Okay, es ist passiert.“, das heißt also bloß nicht in Panik verfallen. Viele Spieler nehmen sich dazu auch erstmal etwas Zeit, um ihre Entscheidung zu fällen. Wichtig ist an der Stelle die Situation zu bewerten und für sich zu überlegen, wie man da mit möglichst wenig Schaden oder gar schadlos wieder hinauskommt und in wieweit der Markt bereits darauf reagiert. Hat der Markt noch nicht darauf reagiert, also ist man schneller als der Markt, funktioniert in einigen Fällen das Prinzip der rationalen Irrationalität. Das klingt erstmal nach einen Paradoxon, ist es aber nicht wirklich. Am Beispiel erklärt: Wäre es bei einem Crash rational, wenn alle Investoren mit dem Verkauf einer Aktie warten würden, um so dem Preisverfall aus dem Weg zu gehen, irrational hingegen ist es, wenn alle jetzt panisch verkaufen, Verluste realisieren und so die gekippte Aktie zu Ramschpreisen verscherbeln. Rationale Irrationalität setzt voraus diesen Mechanismus verinnerlicht zu haben, sich aber bewusst als erster irrational zu entscheiden, um in der Situation noch die besten Konditionen herauszubekommen. Ironischerweise funktioniert dieses System nicht nur bei Börsen- oder Bankencrashs, sondern auch in alltäglichen Dingen, wie zum Beispiel bei der Essensausgabe in der Schulmensa, aber auch große Denker wie der chinesische Militärstratege und Kriegsphilosoph Sun Tzu haben über diese Herangehensweise ganze Abhandlungen verfasst. Ja ich weiß, was ihr denkt, jetzt fängt der Leiter des Rüstungsindizes wieder an mit Kriegsspielzeug zu prahlen. Dazu aber nur ein Funfact am Rande: Die Krawatte, heutzutage bekannt als Markenzeichen der einflussreichsten Banker und Börsengurus findet seinen Ursprung bei kroatischen Soldatenuniformen, welche stark an Popularität gewann, als König Ludwig der XIV 1663 zu einer Militärparade einlud, bei welcher auch ein kroatisches Reiterregiment aufmarschierte. Der König war davon so angetan, dass er die Krawatte übernahm, unter seinem eigenen Adel verbreitete und sogar einen eigenen Cravatier beschäftigte, der sich um die Pflege seiner eigenen Krawatten bemühte.
Pairtrade – die letzte Rettung
Kommen wir aber zurück zum Thema, eine andere Möglichkeit ein Krisenszenario abzuwenden wäre noch eine Art Pairtrade. Hier kommt es jetzt aber ganz auf die Marktsituation an. Zum jetzigen Zeitpunkt, bei dem viele große AGs starker Unterbewertung unterliegen, ist es möglich mit dem Verkauf des toxischen Papiers und der sofortigen Reinvestition des Bargeldes in eine unterbewertete, gleichwertige AG, den Schlag auf die eigene FP-Kurve abzumildern oder gar aufzuheben. Wichtig hierbei ist, dass das neue Investments möglichst weit weg vom Krisenherd steht. Das hat den Hintergrund, dass wenn die Krise groß genug ist, wir aus den Wellen selbiger hinausrudern wollen, um uns noch vor dem Markt neu zu orientieren. Haben wir unser Geld an der Stelle gut platziert, ist es wahrscheinlich, dass das neue Investment aufgrund der Größe der Geldtransaktionen des Marktes weg vom Krisenherd, einer hohen Preissteigerung unterliegt, bei dem folglich enorme Gewinne erzielt werden können, die die Krisenproblematik für unsere AG vollends aufheben können. Diese Überlegung ist allerdings nicht nur für Betroffene der Krise interessant, sondern auch für diejenigen, die wie oben angesprochen von der Krise profitieren wollen. Denn auch wenn man nicht davon betroffen ist, ist es wichtig zu schauen, wohin sich der Markt bewegen wird. Ist man dort auf der Sonnenseite, bzw. hat man den richtigen Trade gemacht, so bieten sich außerordentliche Möglichkeiten Gewinne mitzunehmen.
Mach den Kohl – sitze es aus
Dann hätten wir noch die Möglichkeit die Krise einfach auszusitzen. An Pragmatismus ist diese Vorgehensweise wohl nicht mehr zu überbieten, allerdings besteht dann die Gefahr aufgrund der eigenen Passivität zum Spielball der Gewalten zu werden. Sicherlich, wenn man den kriselnden CEO gut kennt und auch mit ihm in Kontakt steht und dementsprechend auch weiß was er vorhat, um seine Aktiengesellschaft wieder konkurrenzfähig zu machen, dann ist das durchaus eine Möglichkeit. Allerdings beruht hierauf ein großes Maß an Vertrauen, was je nach Größenordnung des eingesetzten Geldes durchaus als kritisch bewertet werden sollte. Denn was ein Spieler sagt und was er unternimmt, sind letztlich immernoch zwei verschiedene Dinge, weshalb ein Festhalten des toxischen Papieres in dem Fall durchaus als erhebliches Risiko eingestuft werden muss.
Opportunistisch handeln
Die opportunistischste Methode der Krisenbewältigung ist es wohl entgegen des Stroms in einer Krise zu schwimmen. Erklärt ist das ganz einfach, während die anderen zu Preisen im freien Fall verkaufen, kauft man günstig zu und hofft, dass sich alles wieder stabilisieren wird. Mit dieser Vorgehensweise kann man je nach Ausgang die utopischsten Gewinne, aber auch die verheerendsten Verluste einfahren. Hierbei ist es unabdingbar die Situation vollends und in all seinen Ausmaßen zu erkennen, also die Größe des Eisberges abschätzen zu können. Wer steigt aus, wer geht mit, wer verfällt in Panik und will das Papier nur noch loswerden, wo wird sich die Aktie wieder stabilisieren, was macht der Krisen-CEO? Das sind alles Fragen und noch lange nicht alle, auf die man eine Antwort finden muss. Ihr merkt schon, das ist die Königsdisziplin, bei der sich die Spreu vom Weizen trennt. Man benötigt hierzu eine erhebliche Markttransparenz und es ist daher auch nur empfehlenswert für Spieler, die die Mechanismen des Marktes, aber auch die Spielmechanismen vollstens verstanden haben. Dem Anfänger oder unsicherem Spieler ist daher eher von dieser Handlungsweise abzuraten.
Zusammenfassung
Fassen wir also zusammen, um Krisen aus dem Weg zu gehen sollte man vorausschauend investieren. Man sollte sich an die Grundsätze der Vernunft halten, Stichwort Risikostreuung, Depotdiversifizierung, regelmäßiges Anleihezeichnen. Tritt eine Situation ein, die ein Großteil des Marktes als Krise bezeichnet, sollte man cool bleiben und die Situation versuchen genauestens zu analysieren und dann erst seine Entscheidung treffen, Panikverkäufe haben noch nie jemandem etwas genutzt, außer man war vielleicht der Erste. Ebenso sollte man auch in Hochphasen die Augen offenhalten, denn die wenigsten Krisen sind von heute auf morgen mit einem Knall da. Meistens ist dies ein schleichender Prozess oder aber Tage vorher sickern durch die Community schon Informationen durch. Als vorausschauender Spieler sollte man diese aufnehmen und registrieren. Damit in Verbindung sollte man stets darauf bedacht sein, tagtäglich seine eigene Situation neu zu bewerten und bereit sein gegebenenfalls auch darauf zu reagieren. Wendet man das richtig an, so ist man in der Lage nicht nur unbeschadet durch eine Krise im AG-Spiel zu gehen, sondern auch noch von dieser zu profitieren, beziehungsweise diese zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen.
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