Ursache und (Aus)Wirkung

AG-Spiel.deIm Forum des AG-Spiels wurde von PUTMAN heute ein längerer Text veröffentlicht, der sich mit dem Problem des Endloswachstums und seinen Auswirkungen beschäftigt und, gar nicht so selbstverständlich, sich auch an einer Lösung durch konstruktive Vorschläge versucht. Doch nicht alles aus dem Themenkomplex endloses Wachstum ist so wie dargestellt bzw. hat nicht wirklich negative Auswirkungen auf das Spiel als solches. Die Probleme, die wir haben, liegen an anderer Stelle. Dazu eine kleine Analyse der Ursachen und (Aus)wirkungen der derzeitigen Marktlage.

PUTMAN schrieb:

Es wird immer schwieriger für Einsteiger sowie auch für ältere AGs Aktien zu zeichnen. Der Grund dafür ist eigentlich Simpel. Zu viele AGs habe zu viel Geld. Der Markt ist mehr als übersättigt.

Dieses Problem zeigt sich bei den aktuellen Aktien Bewertungen. Fast alle Firmen werden weit über Wert gehandelt. Zahlreiche Aktien werden so total blockiert und können kaum gehandelt werden. Es geht sogar so weit, das Aktien von neuen Firmen weit über Wert komplett aufgekauft. Sozusagen als Langzeit Investition. Diese Spielmechanik zieht sich durch das ganze Spiel durch, von oben nach unten. Das heisst, das Verhältnis Geld zu Anzahl AGs stimmt schon lange nicht mehr. Die Werte driften immer weiter voneinander weg. So werden die Probleme massiv zunehmen und der Spielspass geht verloren. Je länger dies so weiter geht umso weniger neue AGs wird es geben, die sich langfristig am Spiel beteiligen.

Es ist richtig, dass momentan die Zahl der massiv überbewerteten AGs sehr hoch ist. Der Markt ist eindeutig in einer starken Überbewertung. Allerdings ist dies in erster Linie den sehr niedrigen Anleihezinsen geschuldet und der Tendenz, dass große AGs ihre Anleihen zurückgefahren haben und das Geld lieber in Aktien stecken. Dadurch entsteht, auf Grund der Masse an zusätzlichen Mitteln, der Aufwertungsdruck. Außerdem sind Newcomer-Aktien durch die veränderte Abverkaufsregeln der Systembank im Vergleich zu früher unattraktiver geworden, d.h. das Geld der größeren AGs wandert nun tendenziell in den Mittelstand zwischen 5 – 100 Mio. Euro Buchwert. Das sorgt dort für einen starken Kursdruck nach oben und macht sich auf Grund der Vielzahl von Unternehmen dieser Größe stark bemerkbar.

Dazu kommt der fehlende Handel durch die Privatdepots: Seit der Umstellung, dass nur noch Aktien des eigenen Unternehmens erworben werden und auch keine Anleihen mehr gezeichnet werden können, fällt das PD als Treiber des Handels und als zusätzliche Geldquelle (durch Anleihen) aus. Die einzigen Händel mit dem PD betreffen nur noch gelegentliche Zukäufe aus Bonuseinnahmen (Voting etc.) und Verkäufen bei hohen Kursen der eigenen AG, um später günstiger eigene Aktien wieder einzukaufen. Das dürfte sich alles aber in einem wesentlich kleineren Rahmen abspielen als früher.

Man könnte an dieser Stelle argumentieren, dass durch die Neuregelung aber die Nachfrage nach Aktien der eigenen AG gestiegen sei, da die PDs ja nun nur noch eigene Aktien kaufen können. Entscheidend ist aber nicht die kurzfristige Steigerung der Nachfrage nach einer bestimmten Aktie, sondern das Versiegen einer Geldquelle, nämlich der PD-Anleihen. Die gesteigerte Nachfrage nach eigenen Aktien durch die PDs war nur ein kurzfristiger Effekt, der sogar durch teilweise hohe Kursüberbewertungen abgeschwächt wurde und die CEOs bis zuletzt zögern ließ ihre eigenen Aktien zu kaufen.

Jedenfalls ist die Verlagerung der Kaufkraft von allen Aktien auf nur noch Aktien der eigenen AG im ersten Moment ein Nullsummenspiel, der kurzfristig gestiegenen Nachfrage nach eigenen Aktien steht eine sinkende Nachfrage nach allen anderen Aktien gegenüber.

Je weniger Handelsteilnehmer (und die PDs waren gerade bei großen AGs schon eine relevante Marktgröße, selbst wenn sie nicht aktiv gemanaget wurden) am Markt teilnehmen, desto zäher wird der Handel, desto größere Sprünge gibt es in den angebotenen Kauf- und Verkaufskursen und desto stärker wird die Überbewertung der AGs.

Der Markt läuft Gefahr, abseits der rege gehandelten Standardwerte großer und größter AGs, einzufrieren. Dieses Einfrieren ist ein Resultat einer zu niedrigen Zinspolitik der Systembank. Kleine AGs mit überschaubaren Wachstumsraten und kleinem potenziellen Aktien-Handelsvolumen geraten aus dem Fokus der Marktmasse. Hier baut sich ein Überbewertungsdruck auf, der sich dann auf die größeren AGs ausbreitet.

Dieser Effekt wird bei schon gegebener Überbewertung einer AG verstärkt durch die Neigung der Marktteilnehmer: Einerseits halten Besitzer der Aktien ihre Anteile im Depot in der Hoffnung auf weitere Kurszuwächse, während die Nicht-Besitzer zunehmend von den hohen Kursen vom Kauf abgeschreckt werden. Dies ist ein Teufelskreis, der das Gefrieren von Teilen des Marktes voran treibt, sofern er nicht durch eine größere Verkaufsbewegung zu einem günstigen Preis durchbrochen wird. Andererseits sorgt das Einfrieren von Teilen des Marktes für eine stärkere Konzentration auf eine Reihe von Kern-AGs, die reger gehandelt werden. Durch die Bündelung von Angebot und Nachfrage auf einige wenige AGs entsteht jedoch auch hier tendenziell ein Überbewertungsdruck.

Zusammenfassend: Dem Überbewertungsdruck im Gesamtmarkt liegen drei Ursachen zu Grunde:

  1. Der niedrige Anleihezins
  2. Der Wegfall des Geldzuflusses aus den PDs und deren Möglichkeit frei am Markt zu handeln
  3. Das Einfrieren gewisser Teile des Marktes und die Verlagerung des Aktienhandels auf größere AGs

Eine Lösung wäre zumindest eine der beiden ersten Ursachen abzumildern oder ganz zu beseitigen: (Deutlich) höhere Zinsen oder Rücknahme der Einschränkungen des Privatdepots, zumindest hinsichtlich der Anleihen. Da die zweite Option aus spielpolitischen Gründen sicherlich nicht zur Debatte steht, müssen sich alle Maßnahmen zur Behebung des Problems auf die Anhebung des Anleihezinses konzentrieren. Er macht das Zeichnen von Anleihen wieder attraktiver und nimmt dadurch wieder Geld aus dem Aktienmarkt heraus (das in Anleihen investiert wird) und schafft zudem dosiert höhere Geldzuflüsse in das System (durch die höheren Zinserträge).

Weiter im Text von PUTMAN:

Ich höre immer wieder das dieses Thema aktuell ist und bereits viele Vorschläge gemacht wurden. Das grösste Problem ist wohl aktuell, das älter AGs sehr viel Zeit in Ihre eigene Entwicklung investiert haben und diesen Vorteil nicht verlieren wollen. Daher ist es beinahe unmöglich grösser Veränderungen am Spiel vorzunehmen auch wenn es dem Spiel mehr als gut tun würde.

Natürlich ist die aktuelle Problematik allen bekannt. Ich möchte an diesem Punkt ein paar konstruktive Ideen einbringen. Mir ist bewusst, dass es rein Mathematisch gesehen keine Lösung gibt. Dasselbe Problem haben wir in der echten Welt.

Das Problem ist nicht der fehlende Veränderungswille großer AGs. So gut wie alle wesentlichen Neuerungen und Verbesserungen des Spiels stammen schließlich aus dem Kreis der großen AGs mit den erfahrenen Spielern. Das Problem ist auch nicht in erster Linie die krasse Überbewertung vieler AGs. Es ist die Folge eines eingeschränkten Handels bei vielen Aktien, was wiederum zur Überbewertung führt. Diesen Kreis gilt es durch eine gesteigerte Attraktivität der Anleihen zu durchbrechen und den Druck aus dem Aktienmarkt zu nehmen.

Schlussendlich sehe ich nur 1 Möglichkeit um diese Endlosspirale zu stoppen.

Alles auf null setzen. Tja, es ist hart, aber so funktioniert es auch in der Realität. Siehe Geschichte. Macht dies nicht genau den Reiz eines Spiels aus…

DER WEG IST DAS ZIEL!!!

Ein regelmässiger Reboot würde sogar den Spielspass deutlich erhöhen. So funktioniert es auch bei anderem Aufbau-Spiele. Viele Leute können dies sicher nachvollziehen, die bereits Erfahrungen mit anderen Spielen gemacht haben.

Ein Reset ist von Seiten der Börsenaufsicht immer wieder abgelehnt worden, aus guten Gründen: Einerseits senkt es den Anreiz für langfristige Spieler, andererseits würde es die großen AGs massiv benachteiligen. Außerdem ist ein Reset weder die Lösung auf das Problem des immerwährenden Wachstums, noch ist das immerwährende Wachstum das zentrale Problem.

Im Folgenden machte PUTMAN einige Vorschläge zur Lösung des von ihm identifizierten Problems. Auch dazu möchte ich Stellung nehmen:

1. Handeln nach Klassen

Es können nur Aktien gezeichnet werden, die nicht weit unter meinem eigenen Firmenwert liegen. So kann verhindert werden, das die grossen AG’s kleiner AG’s nicht blockieren oder als persönliches Sparbuch verwenden. Auch die grossen AG’s sollen Ihre Schwierigkeit behalten neues Geld zu generieren.

Beispiel:

FIRMA1 100Mio Firmenwert

FIRMA2 49Mio Firmenwert

Firma1 kann keine Aktien von Firma2 erwerben, da Ihr wert mehr als 50% höher ist. Die Firma 2 kann aber Aktien bei Firma 1 erwerben. Das System soll sich nach oben und nicht nach unten ausrichten. So werden die grossen gezwungen sich in Ihrer Grössenordnung zu handeln.

Diese Maßnahme würde, obwohl generell technisch möglich, zu einer Segregation des Marktes führen: Der Markt wird in strikt getrennte Teilabschnitte aufgeteilt. Dies würde die Überbewertung innerhalb der Klassen stark begünstigen: In der Klasse der großen AGs auf Grund der wenigen AGs und dem enormen Investitionskapital, aber auch in den anderen Klassen, da dort zwar mehr AGs vorhanden sind, diese aber weniger sichere Investitionen vorfinden werden und die möglichen Handelsvolumina in eine einzelne AG drastisch sinken werden. Das führt zu steigenden Kursen. Abgesehen davon ist eine Segregierung des Marktes spielpolitisch sicher nicht gewollt und scheidet damit aus.

 2. Dem System Geld entziehen

Ich möchte darauf hinweisen, dass es aktuell nur eine Möglichkeit existiert Geld aus dem System zu entfernen. Das heisst wir haben fast kein Geldfluss aus dem System, was die ganze Problematik verschärft. Geld das ein Spieler bei einer Transaktion verliert bleibt im System enthalten. Es wird nur verschoben.

Geld Generierung: Anleihen, Kapitalerhöhung, Zertifikate

Geld Vernichtung: Zertifikate

Verhältnis 3:1, wenn überhaupt eher 2:0

Die Transaktionsgebühr oder besser bekannt als Courtage könnte dem Problem entgegenwirken. Eine Courtage ist pro Transaktion zu verrichten.

Courtage:

0 -10’000 1%
10’001 -100’000 1.5%

etc.

Um das Angebot und die Nachfrage zu regeln, würde ich es gut finden, wenn in Zukunft Courtage bezahlt werden muss. Wie im echten Leben. So wäre ein weitere Möglichkeit geschaffen worden, ein wenig Geld aus dem System zu nehmen. Des Weiteren würden so sinnlose Aktien Käufe und Verkäufe unterbunden.

Eine Courtage wirkt als Steuer auf den Aktienhandel. Einerseits würde dies den positiven Effekt haben, dass Geld aus dem System entzogen wird und gleichzeitig unsinnige bzw. gewisse durch die Steuer unrentable Händel nicht mehr durchgeführt würden oder zumindest nur noch in beschränktem Maße. Negativ ist aber, dass durch eine Steuer der Aktienhandel tendenziell erschwert und beeinträchtigt wird. Da die Börsenaufsicht jedoch das Gegenteil, nämlich mehr Handel, erreichen möchte, fällt auch diese Maßnahme weg. Zwar ist der Gedanke tendenziell richtig, dass dem System Geld entzogen werden sollte, allerdings nicht durch direktes Eingreifen in den Handel. Weniger Handel und weniger Geld begünstigt wiederum das beschriebene Einfrieren des Marktes und sorgt dadurch auch für steigende Überbewertungen.

3. Überbewertung und Sparbuchverhalten

Das Überbewerten von Aktien zeigt deutlich das zu viel Geld im Umlauf ist oder grosse AG’s kleiner AG’s als Ihr persönliches Sparbuch verwenden. Diesem Trend muss dringen entgegengewirkt werden, es zerstört den Spielspass.

Leider ist mir noch keine gute Idee eingefallen ohne grössere Zwänge, die freie Spiegestaltung zu beeinflussen. Wobei die Massnahmen von Punkt 1 und 2 diese erheblich verringern werden.

Die beiden ersten Punkte werden Überbewertungen aus den dort von mir genannten Gründen eher weiter fördern als sie zu bekämpfen. Zudem sind die Überbewertungen an sich nicht das Problem, sondern (auch) die Folge von zu wenig Handel in Teilen des Marktes.

4. Kapitalerhöhung

Die Kapitalerhöhung finde ich eine sehr gelungene Idee, die aus dem wahren Leben stammt. Leider befürchte ich, dass die aktuelle Art der Kapitalerhöhung dem Spiel schadet.

Neue Kapitalerhöhung

Das heisst, die neuen Aktien kosten genau die Hälfte vom aktuellen Buchwert. Sobald die AG sich in einer Kapitalerhöhung befindet, wird keiner mehr eine AG blockieren wollen. Zu teuer. Kleiner Eingriff, grosse Wirkung.

Die Überlegung ist zwar richtig, KEs würden nicht mehr blockiert, aber das würde zweiferlei negative Effekte haben: Erstens würden Altaktionäre durch eine drastische Abwertung ihrer Altaktien geschädigt und dieser Schaden wird durch die Verflechtungen der AGs untereinander nicht nur beim unmittelbaren Aktionär bleiben. Zweitens würden KEs durch das Wissen der Altaktionäre um ihre potenziellen Verluste dadurch schwieriger durchgehen, nämlich nur dann wenn es genügend Nicht-Altaktionäre gäbe, die die neuen Aktien kaufen wollen. Aber auch diese müssten dann mit massiven FP-Verlusten ihrer eigenen AG rechnen.

Auch wenn ich keinen der gemachten Vorschläge für praktikabel halte freut es mich trotzdem, dass sich zu Problemen des Gesamtmarktes Gedanken gemacht wird und der Blick über den Tellerrand der eigenen AG hinaus gewagt wird.

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