Vor gut einer Woche wurde der Aktienmarkt durch einen allgemeinen Kurseinbruch erschüttert. Für manchen überraschend, für andere ärgerlich, solche Turbulenzen waren schon lange nicht mehr am Markt zu beobachten, sind jedoch alle paar Monate zu erwarten. Nach Kursverfall und Stagnation auf breiter Front scheinen sich die Aktienkurse wieder erholt zu haben, scheint der Markt wieder Morgenluft zu schnuppern. Doch worin lagen die Ursachen für den Einbruch und was ist für die nächsten Tage zu erwarten?
Angefangen hatte alles mit den beiden Kapitalerhöhungen der TOP AG wenige Tage zuvor. Bereits am 6. Juni platzierte CEO Wilbur erfolgreich eine erste rund 100 Mio. Euro schwere Aktienemission am Markt, am 19. Juni folgte eine zweite, mit rund 146 Mio. Euro Volumen nochmal um einiges größere, Kapitalerhöhung. Während die erste KE noch größtenteils aus dem Privatdepot von Wilbur selbst bedient worden sein dürfte, fand die zweite KE einen großen Fremdabnehmer, der im Zuge dessen einen Grund für die Verwerfungen der letzten Tage lieferte.
Die MLM System AG kaufte quasi im Alleingang die zweite Kapitalerhöhung der TOP AG auf, die dafür benötigte Liquidität sicherte sich Herr Madoff durch den Abverkauf von Aktien aus seinem AG-Depot. Auf Grund des Zeitdrucks wurden diese Aktien mit erheblichen Kursverlusten verkauft, die Menge der verkauften Aktien vieler verschiedener AGs übte einen gewaltigen Druck auf die Kurse mehrerer AGs gleichzeitig aus. Doch dies allein hätte noch nicht solche Verwerfungen produziert.
Hinzu kam, dass das von der TOP AG eingesammelte Geld beider KEs seitdem nicht reinvestiert (ergo in den Aktienmarkt zurückgegeben) wurde, sondern weiterhin von Wilbur als unproduktive Bargeldreserve gehalten wird. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn solch eine riesige Menge Geld kann nicht von jetzt auf gleich gewinnbringend im Markt untergebracht werden, vor allem nicht wenn man wie die TOP AG bereits sehr breit im Markt investiert ist. Die Bargeldreserven werden sich, wenn überhaupt, nur schrittweise abbauen.
Das Geld wurde dem Aktienmarkt quasi entzogen, was angesichts der Menge für deflationäre Tendenzen bei den Kursen sorgte: Nicht nur, dass schlagartig ein dreistelliger Millionenbetrag aus dem Geldkreislauf entzogen wurde, gleichzeitig fällt bisher auch eine entsprechend große Nachfrage an Aktien weg, was ebenfalls den Kursverfall begünstigte.
Außerdem gab es auch kaum Nachfrage nach Aktien, also mussten die Verkäufer ihre Kurse weiter senken, um Aktien verkaufen zu können, der bisher übliche Nachfragedruck, der die meisten Kurse weit über die Buchwert- bzw. FP-Basis schob, blieb aus.
Und so erlebten wir eine Situation, die wir schon lange nicht mehr hatten: Aktien, die bisher hoffnungslos überbewertet waren, wurden auf einmal nahe ihres Buchwerts oder sogar darunter gehandelt. Ein klassischer Käufermarkt war die Folge, der liquiden Kaufwilligen teils paradisische Bedingungen bereitete.
Wir haben also bisher eine KE, die dem Markt massiv Liquidität entzog, einen Großinvestor, der eigene Aktien verschleuderte, um diese KE zu bedienen und einen massiven Nachfrageausfall auf dem Aktienmarkt, der den Kursverfall anheizte.
Als wäre das alles noch nicht genug kam es während dessen auch noch zu einem signifikanten Rückgang bei der Anzahl der am Markt registrierten AGs. Dies führt immer zu einem allgemein stagnativen Umfeld auf dem Markt und verstärkte den Abwärtstrend zusätzlich zu den oben beschriebenen Faktoren. Inzwischen hat sich die Anzahl der AGs wieder erholt.
Während sich die Anzahl der AGs und die Kurse vieler Aktien wieder erholt haben, scheint der AGSX noch zu darben: Er setzt seinen am 12. Juni begonnenen Abstieg bisher ohne Umbruch fort, die Prognose der AGSX-Gesamtpunktzahl bleibt negativ. Doch schon bald könnte sich dieser Trend wieder drehen und ein neuer Aufwärtszyklus des AGSX beginnen. Die TOP AG hat es in der Hand, ob sie durch eine verstärkte Investition in Aktien die Kurse weiter anschiebt oder den Markt seinen langsamer wirkenden Selbstheilungskräften überlässt.
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