Eine Klasse für sich

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In unserem neuesten Interview sprach ich mit Herrn Santori von der Wolve Group. Sein Unternehmen gehört mit einem Buchwert von rund 215 Mio. Euro zu den größten am Markt und weist seit Gründung eine beeindruckende Wachstumsgeschichte auf. Aktien der Wolve Group gelten am Markt neben nur wenigen anderen als nahezu risikolose Anlage und Garant für Wertsteigerung. Neben der sehr erfolgreichen Führung der eigenen AG findet Herr Santori außerdem noch Zeit für Nebentätigkeiten in der EMF-Ratingagentur und seit einigen Wochen auch als Mitglied des Direktoriums der Börsenaufsicht.

Herr Santori, Ihre AG gehört zu den Topperformern des gesamten Marktes. Trotz der beachtlichen Größe schaffen Sie es immer noch ein beeindruckendes Wachstum, sowohl beim FP als auch beim Buchwert, in absoluten wie relativen Werten, hinzulegen. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis bzw. was würden Sie als wichtigste Punkte Ihres Erfolgs benennen?

Ich denke den Erfolg meiner AG macht aus, dass wir das Gleichgewicht zwischen sicheren Anlagen sowie kalkuliertem Risiko gefunden haben. An erster Stelle steht bei uns die Sicherheit und das Vertrauen unserer Aktionäre nicht zu enttäuschen. Dazu gehört aber auch eine Portion kalkuliertes Risiko, wie wir es bei der Zeichnung von Zertifikaten eingehen. Ein anderer Punkt ist sicherlich auch, dass wir den Markt ständig beobachten und so auf eventuelle Schwankungen gut reagieren können. Auch unser breit gestreutes Depot ist ein Garant für unseren Erfolg.

Also das Gleichgewicht zwischen Risikofreude einerseits und Sicherheit andererseits als Ursache für diesen Erfolg. Diversifikation sprachen Sie gerade selbst schon an: Den Großteil des Kapitals haben Sie für die Wolve Group in Aktien investiert, das Depot ist indes so umfangreich, dass man einige Zeit braucht um sich einen vollständigen Überblick zu verschaffen. Vermutlich ist das eine Begleiterscheinung wenn man als große AG eine starke Diversifizierung betreibt. Ab welcher Unternehmensgröße wird die Diversifikation zu einer besonderen Herausforderung, wenn nicht sogar zu einer Last?

Ich persönlich würde nicht sagen, dass die Größe des Unternehmens ausschlaggebend für die Herausforderung der Diversifikation ist. Von der ersten Minute der AG-Gründung an sollte das oberste Priorität haben. Wer dabei von Last spricht sollte sich nicht auf dem Parkett der Börse präsentieren. Gerade am Anfang bereitet ein gut gestreutes Depot den Weg für eine erfolgreiche oder eben auch nicht so erfolgreiche AG.

Stimmt, Diversifikation ist unbestritten unerlässlich um vor allem langfristig erfolgreich und stabil zu wachsen. Aber wenn das Unternehmen größer wird muss logischerweise auch mehr Kapital differenziert investiert werden. Ist es nicht ab einer gewissen Größe des eigenen Unternehmens schwieriger neue lohnenswerte Investments zu finden bzw. diese Diversifikation ohne zu starke Wertkonzentration in den einzelnen Posten umzusetzen? Der Zeitaufwand müsste doch steigen?

Nun, ich gebe Ihnen da sicherlich Recht, Herr Uhlmann, dass eine gewisse Zeit dafür aufgebracht werden muss. Und je größer ein Unternehmen wird, desto mehr Zeit nimmt es generell auch in Anspruch. Wie ich jedoch schon eingangs erwähnte: Wenn man den Markt im Auge behält fällt einem die Suche nach geeigneten Investments um Einiges leichter. Oftmals reicht da schon eine halbe Stunde Beobachtung und man weiß, wo man sein Kapital investieren sollte.

Ok, wenden wir uns nun einem anderen Thema zu, der Krise: Der Börsenmarkt ist in diesem Jahr schon von etlichen größeren und kleineren Krisen oder Verwerfungen erschüttert worden. Manchen kleineren AGs hat dies das Genick gebrochen, andere kamen mit einem blauen Auge davon, und wieder andere verharrten kurz und wuchsen dann umso dynamischer weiter. Letzteres konnte auch bei der Wolve Group beobachtet werden. Wie wichtig ist für Sie aktives Krisenmanagement? Mussten Sie in diesen Krisen jeweils passende Antworten finden oder sehen Sie sich generell so gut aufgestellt, dass Ihnen keine Krise etwas anhaben kann?

Zu aller erst möchte ich sagen, dass meiner Meinung nach oftmals aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird in Bezug auf Krisen. Natürlich haben wir hier Schwankungen und wie jeder weiß, ist gerade der Absturz einer großen AG nicht einfach wegzustecken, da die Vernetzung enorm ist. Auch meine AG hat so einen Absturz (durch Selbstverschulden) vor einem Monat erlebt. Viele Anleger waren davon betroffen. Damals habe ich mir auch Gedanken um ein Krisenmanagement gemacht. Heute weiß ich, dass meine AG sehr gut aufgestellt ist und selbst wenn es mal einen kurzen Zack nach unten geht, kann ich sicher sein, dass wir diesen innerhalb von 2-3 Tagen wieder ausgeglichen haben.

Vor ein paar Tagen kam es zu einer sensationellen Entwicklung bei den Anleihezinsen: Erstmals wurde beim Referenzzinssatz die Marke von 2% durchbrochen. Die vorher von manchen heftig kritisierten dynamischen Zinssätze gewannen plötzlich viele neue Freunde. Als mögliche Ursache für diesen Zinssprung wurde im MiF bereits der starke Anstieg der an der Börse registrierten AGs entdeckt: Die bei Gründung einer AG automatisch gezeichneten Anleihen liefen aus und wurden von vielen neuen Spielern nicht verlängert, dadurch fiel die Zahl der durchschnittlich gezeichneten Anleihen, der Zins stieg rasant an. Worin sehen Sie die Ursache für dieses Phänomen?

Ich bin überzeugt, dass die vielen neuen AGs Ursprung für den rasanten Anstieg des Leitzinssatzes sind. In der Vergangenheit, seit es den dynamischen Zinssatz gibt, konnte man an gewissen Tagen einen deutlichen Anstieg erleben. Dies natürlich verursacht durch die zeitnah ausgelaufenen Anleihen mehrerer AGs. Vor ein paar Wochen hatte der Newcomer-Index ja zu einer gemeinsamen Zinsmanipulation aufgerufen. Hierbei sollten so viele AGs wie möglich zeitgleich Anleihen zeichnen, sodass bei der Auszahlung der Zinssatz in die Höhe schnellen würde. Seit der Überarbeitung des dynamischen Zinses ist diese Manipulation nicht mehr möglich. Dennoch konnten wir keine beachtlichen Sprünge jenseits von 1,4% ausmachen. Mit dem Anstieg der AG-Anzahl haben wir sogar schon die 2,6% Marke erreicht. Dies spricht aus meiner Sicht sehr dafür, dass die neuen AGs der Grund für diesen markanten Zinssatzanstieg sind.

Ihre AG hat laut aktuellem Auszug 8 Mio. € in Anleihen investiert, angesichts der Gesamtgröße der Wolve Group ein recht kleiner Anteil. Ab welchem Zinssatz würden Sie eine stärkere Umschichtung des Kapitals in Anleihen in Erwägung ziehen? Inwieweit machen Sie Ihre Entscheidung darüber generell von der Zinsentwicklung abhängig?

Ich hatte mir lange Gedanken gemacht über das Volumen der Anleihen welches ich zeichne. Nach meiner Kapitalerhöhung im Juni diesen Jahres hatte ich auch teilweise bis zu 40 Mio. Euro in Anleihen investiert. Seit geraumer Zeit habe ich mich nun dazu entschlossen, diese 8 Mio. in Anleihen beizubehalten. Der Zinssatz spielt nur insofern eine Rolle, als dass er entscheidet wann ich Anleihen zeichne. Meiner persönlichen Meinung und meiner Strategie folgend habe ich mehr Erfolg im Aktienhandel (Daytrading). Die Zinsen aus den Anleihen sind daher für mich eher sekundär und ein nettes Zubrot. Natürlich möchte ich hier ausdrücklich erwähnen, dass das nur meine persönliche Meinung ist und meine Strategie. Jeder neuen AG rate ich weiterhin den Aufbau der eigenen AG mit der Sicherheit der Anleihen im Rücken.

Der Wettstreit zwischen VIP und TSI um die Spitze des Indexhighscores ist lange vorbei. Muss man sich als Index mit reifen, gewachsenen Mitgliedern der stürmischen Jugend in anderen Indizes geschlagen geben?

Da sprechen Sie ein heikles Thema an. Lange Zeit waren der VIP und der TSI die renommierten Indizes in diesem Spiel. Natürlich sind wir „alt & träge“ geworden, bedingt durch die gewachsene Größe der AGs. Junge, aufstrebende AGs mit ebenso jungen Indizes laufen uns mittlerweile die Ränge ab. Was meiner Meinung nach auch nicht schlecht ist, sofern daraus neue Millionen-Unternehmen hervorgehen. Was ich jedoch zu kritisieren habe sind eher die Manipulationen im Indexhighscore. Aber auch damit habe ich mich als Indexleiter des VIP Index abgefunden. Mittlerweile ist mir der Indexhighscore nicht mehr so wichtig. Wichtig ist, dass die AGs in unserem Index eine gute Performance haben, sie Spaß an dem Spiel haben und gute Geschäfte machen. Das tun sie und dafür möchte ich mich an dieser Stelle auch bei allen bedanken.

Zum Schluss noch folgende Frage: Gibt es Ihrer Meinung nach grundsätzlich gute und schlechte Aktien oder ist theoretisch jede Aktie gut, sofern der Preis stimmt?

Ich denke schon, dass man sagen kann, dass es gute und schlechte Aktien gibt. Möchte aber auch im gleichen Atemzug anfügen: Eine gute Aktie ist immer so gut oder so schlecht wie ihr Verkäufer. Erfolg liegt nicht auf der Straße. Erfolg muss man sich erarbeiten. Erfolgreich ist wer gut verkaufen kann – und sei es auch eine schlechte Aktie.

Das heißt entscheidend ist nicht was man geboten bekommt, sondern was man daraus macht?

Genau – meine Philosophie ist ja auch, dass es fast egal ist zu welchem Kurs man eine Aktie kauft. Viel wichtiger ist wie man sie wieder verkauft.

Dazu braucht es bestimmt auch eine gehörige Portion Optimismus. Herr Santori , ich bedanke mich für das Interview und wünsche Ihnen und Ihrem Unternehmen eine weiterhin erfolgreiche Zukunft.

Optimismus ist doch auch ein Erfolgsgarant. * lächelt * Ich bedanke mich sehr für die Einladung. Es hat Spaß gemacht. Ihnen wünsche ich auch weiterhin viel Erfolg mit MiF.


Hinweis:
Dieses Interview erschien bereits am 27.11.2012 in MiF.

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