Wer kennt das nicht, die AG wächst und irgendwann ist man gezwungen an dem ein oder anderen Aktienpaket längerfristig festzuhalten. Diese so genannten „Longholds“ will ich hier einmal genauer unter die Lupe nehmen und einmal detailliert darauf eingehen auf was man dabei alles achten sollte und wo die versteckten Fallen liegen, die einem unter Umständen dann wichtige Prozente in Sachen Rendite und Wachstum kosten könnten. Denn nicht jede AG ist gleich gut für das eigene Portfolio geeignet, auch wenn es manchmal auf den ersten Blick so erscheint. Wir werden daher auch einen kleinen Ausflug in Sachen Diversifizierung, Kapitalverwebung und Depotaufbau durchführen.
Bevor wir aber jetzt in die Materie eintauchen, hier noch etwas Grundsätzliches, damit Missverständnisse von Vornherein ausgeschlossen sind: Dieser Artikel konzentriert sich hauptsächlich auf die Strategie der langfristigen Aktienanlage, das was ich hier also schreibe ist nicht als Allheilmittel zu verstehen, da andere Herangehensweisen wie zum Beispiel das Daytrading ausgeblendet werden. Ihr seht schon, es gibt viele Überlegungen, die dazu führen können eine Aktie zu kaufen oder auch zu verkaufen, was dann aus taktischer Sicht durchaus meinen Überlegungen wiedersprechen kann. Desweiteren werde ich gewisse Sachverhalte an konkreten Beispielen, also AGs aus dem AG-Spiel, erklären. Ziel ist es dabei nicht irgendwelche Kritik an Spielern zu üben und ich will auch keinesfalls mit dem erhobenen Zeigefinger auf Fehler hinweisen. Es geht einfach nur um das Verständnis zum Sachverhalt. Ich entschuldige mich daher also gleich im Vorfeld, falls ich jemanden in seiner Spielerehre gekränkt haben sollte.
Aber, kommen wir zum Kern der Sache. Was muss einen guten Longhold ausmachen? Zugegeben, eine Gretchenfrage, doch mit Sicherheit muss diese Anlage in Spe solide auf den Beinen stehen. Das bedeutet im Klartext Wachstumsstärke. Also Wachtum, Wachstum über alles. Dabei muss die AG noch nicht einmal sonderlich groß sein, hauptsache es handelt sich dabei um eine konstante und zuverlässige Geldmaschine. Was sollte diesen Wachstum also auszeichnen? In erster Linie wohl ein sicherer Anstieg des FPs. Eine Kombination aus gut gesetzten Anleihen, ein breit aufgestelltes Aktiendepot und natürlich muss auch der Kaufpreis stimmen. Zudem sollte man auch auf andere Indikatoren achten, wie zum Beispiel den Kontoauszug, sind dort gute und lukrative Trades vorhanden, sagt das dem geübten CEO, dass dort Mehrgewinn erzeugt wird. Weiterhin können auch die Chartpositionen im Wachstumshighscore zu Rate gezogen werden. Ein kurzer Blick auf das Tortendiagramm im Depot sagt ebenfalls einiges aus. Je nach Risikobewusstsein sind auch Zertifikate kein Problem, sofern damit von Seiten des unter die Lupe genommenen Unternehmens angemessen umgegangen wird.
Natürlich ist dabei Wachstum nicht gleich Wachstum, je nach dem in welcher Spielphase sich der potenzielle Longhold befindet. Bei einer sehr jungen AG, sind durchaus monatliche Renditen von 25-30 % und sogar mehr drin. Im Gegenzug sind für eine gestandene AG, also Buchwerte von über 50 Mio €, Wachstumsrenditen von 15 % ein ausgezeichneter Wert. Man muss hier also den Spagat zwischen Risiko und Sicherheit abwägen. Denn eine junge AG ist aufgrund der Unerfahrenheit des CEOs eher anfällig für Fehler und es liegt die Wahrscheinlichkeit höher, dass dieser Spieler aufhören könnte und die AG somit liquidiert wird. Dem gegenüber steht jetzt natürlich eine verschenkte Performance durch den Kauf der älteren AG. Es gilt also für jeden Vorstandsvorsitzenden ein Maß zu finden und man sollte seine eigene Risikobereitschaft der eigenen Vernunft anpassen. Diese Wachstumswerte, sprich die Renditen, kann man übrigens sehr gut nachprüfen in dem man sich in der Kurzbilanz der gewählten AG den aktuellen FP-Wert und den FP-Wert von vor 30 Tagen anschaut. Man sollte sich im Übrigen ebenfalls Gedanken darüber machen in welcher Größe man dieses Paket schnüren will. Mein Rat dazu, lieber erst einmal klein anfangen. Wenn es gut läuft kann man später durchaus noch einmal aufstocken. Deswegen sollte man es tunlichst vermeiden gleich zu Beginn alles auf eine Karte zu setzen. Nur auf eine einzige AG zu setzen ist ein erheblicher Risikofaktor und wiederspricht dem Prinzip der Diversifikation. Gerade Neulingen rate ich daher pro Aktienpaket nicht über einen Wert von 50.000 € zu gehen.
Nun gut, jetzt haben wir also unseren ersten Longhold, ich persönlich handhabe das so, dort im AG-Depot eine kurze Notiz als Gedankenstütze zu hinterlegen. Aber das muss letzten Endes jeder selbst wissen. Nun wären wir aber keine geldgeilen Kapitalisten, wenn wir uns damit schon zufrieden geben würden. Nein, wir bauen immer schön weiter an unsere Luxusvilla, genannt AG, an. Investitionsbreite ist Trumpf in diesem Spiel. Diese Depotdiversifikation ist letzten Endes das, was den Erfolg oder den Misserfolg einer AG ausmacht. Wir setzen also wie gesagt nicht alles auf eine Karte, sondern verteilen im angemessenen Rahmen auf mehrere Zugpferde. Deswegen schauen wir uns also weiter nach geeigneten Longhold-Kandidaten um, dabei sollte man darauf achten, dass dieser zweite Longhold ebenfalls dem Anleihengeschäft nachgeht, denn das ist selbst und vorallen unabhängig produzierter FP. Letzten Endes sollte dieser zweite Gaul, den wir vor unseren Karren spannen ebenfalls die oben genannten Kriterien des Wachstums und der soliden Standhaftigkeit erfüllen. Wir holen uns also Rennpferd nach Rennpferd in den Stall. Das führen wir solange durch bis wir ein ordentliches Gespann vor unserer Kutsche haben und man dann auch schon gut und gerne von einem höchst agilen Streitwagen sprechen kann. Denn ohne Übertreibung, metaphorisch gesprochen ist das die eigene AG dann auch. Allein dadurch, dass man sich darauf konzentriert die Durchstarter des Marktes zu besitzen, profitiert man von derem exzellenten Spiel und startet daher selbst durch. Bei dieser Überlegung sollte man auch nicht das eigene Anleihengeschäft vergessen, aus dieser Anlage zieht man nämlich gerade zu Beginn eine unschlagbare Rendite. Es gilt also die eigenen 8 Anleiheslots gleich zu Beginn immer voll mit jeweils 100.000 € Anlagewert auszulasten. Der daraus entstehende Gewinn eignet sich hervorragend ein neues Rennpferd in den eigenen Stall zu kaufen.
Bleiben wir aber realistisch, nach dem fünften oder sechsten langfristigen Investment wird es definitiv schwieriger noch etwas Passendes für die Kategorie Longhold zu finden. Klar, selbst erzeugter FP durch Anleihen ist für das nächste Investment immernoch ein sicher Pluspunkt, doch langsam sollten wir uns über die Marktverwebung der einzelnen Anlagen Gedanken machen. Denn Diversifikation bedeutet nicht nur in möglichst viele AGs zu investieren, sondern auch darauf zu achten, dass die Depots der Longholds nicht zu stark in eine Kette verwoben sind oder aber ihre eigenen Investments zu großen Teilen in der Summe auf eine AG vereinen. Denn so ein Konstrukt sorgt bei einem markanten Marktereignis, etwa einer Liquidation einer größeren AG, dafür, dass unsere Investments wie Dominosteine umkippen und uns folglich am Ende der Reihe in unseren Grundfesten erzittern lassen. Sicherlich, ab einem gewissen Punkt kann man Verwebungen und Kreuzbeteiligungen nicht mehr vermeiden, gerade wenn wir uns da über Verwebungen dritten oder gar vierten Grades unterhalten. Sprich, wenn mein Longhold eine AG hält die wiederum eine andere AG hält. Was wir aber können, ist darauf Acht zu geben, dass alle Investments so gut wie möglich unabhängig von einander existieren und wir so selbst doch relativ erschütterungssicher aufgestellt sind. Denn ein stürzendes Pferd am Karren, welches ein anderes mit zu Boden reißt, ist nicht gut für unser Geschäft.
Gehen wir aber einmal weiter ins Detail. Zu Anfang hatte ich ja erwähnt, dass nicht unbedingt jede AG, auch wenn sie noch so hübsch aussieht ins eigene Depot passt. Eine beliebte Falle ist, sich möglichst gegenseitig zu halten. Meistens findet man diesen Fauxpas bei Anfängern, die sich so gegenseitig Vertrauen aussprechen wollen, aber auch ältere Spieler sind davor nicht gefeit, auch wenn dies womöglich unabsichtlich geschieht, das sie in solch eine direkte Verwebung geraten. Fakt ist aber, dass sich diese gegenseitige Beteiligung negativ auf das eigene Wachstum auswirkt, da man zu gewissen Teilen ein Paket besitzen würde, was durch die eigenen Aktien von Vornherein einem gewissen Malus ausgesetzt ist. Schaut man sich dazu die 20 größten AGs am Markt an, so erkennt man recht schnell, dass fast alle von diesem Phänomän betroffen sind. Als Beispiel für so einen versteckten Renditekiller will ich hier einfach einmal das Verhältnis zwischen der Solid Profit AG (WKN 100057) und der Shared Future AG (WKN 101101) heranziehen. Das hat nicht den Hintergrund, dass dieses Verwebungsphänomän dort besonders ausgeprägt ist, sondern liegt viel mehr in den Kapitalgrößen beider AGs, auf die ich dann gleich noch kommen werde.
Nennen wir doch aber einfach einmal konkrete Zahlen. Ich rechne an dieser Stelle absichtlich mit Buchwerten, da der Marktwert einer Aktie etwas sehr subjektives ist und der FP aufgrund der chronischen Marktüberbewertung als Rechengrundlage eher ungeeignet ist. Die Solid Profit AG hält etwa für 620 Mio. € Anteile der Shared Future AG. Diese besitzt aber im Gegenzug Aktien im Wert 440 Mio € der Solid Profit AG. Denkt man sich jetzt in die Situation der beiden CEOs hinein, so ist aus Sicht von Solid Profit etwa 16 % des Kapitals in Anteile der Shared Future gebunden. Umgedreht sind aber 37 % des Kapitals von Shared Future in Solid Profit angelegt. FloKnobels Shared Future holt mit seiner Anlage also mit einer Effektivität von 84 % Mehrkapital aus Solid Profit heraus. Das ist ein Wert der durchaus bei so einer Größe zu vertreten ist. Anders hingegen kmscheuers Solid Profit, der so lediglich mit einer Kapitaleffektivität von 63 % von Shared Future profitiert. Sicherlich könnte man jetzt argumentieren, dass km die größte AG am Markt führt und so es dementsprechend schwer hat sein Geld am Markt zu platzieren. Wir sehen aber auch, dass aufgrund der Aktionärsstruktur, eine Beteiligung für ihn an Shared Future eher von Nachteil ist. Weiterhin erkennen wir aber an diesem Beispiel auch sehr schön wie sich die AG-Größe auf diese Effektivität auswirkt, denn obwohl FloKnobel prozentual wesentlich mehr seines Kapitals investiert hat, hat er doch die bessere Effektivität. Dieser Vorteil entsteht aufgrund der Kapitalgröße von Solids 3,6 Milliarden €. FloKnobel verfügt also trotz dieses massiven Depotpostens nur über einen geringen Anteil an kmscheuers Solid Profit AG und erzeugt somit auf dieses Beispiel bezogen mehr Wachstum.
Der Markt bietet aber noch ein viel drastischeres Beispiel für diese Problematik. Man schaue sich dazu die Silverwalls Sachs AG (WKN 108823) und die Caymanbrothers (WKN 108542) an. Beide verzichten fast gänzlich auf Anleihen, zu dem kennen sich beide CEOs wohl auch außerhalb des Spiels, wo wir bei genanntem Anfängerfehler wären sich gegenseitig halten zu wollen. Um aber wieder einmal die Mathematik zu bemühen, etwa 80 % des Kapitals von Silverwalls Sachs liegen in Aktien der Caymanbrothers. Dem gegenüber bindet die Caymanbrothers 82 % ihres Kapitals in Silverwalls Sachs. Jetzt muss man kein Genie sein um zu erkennen, dass beide nur zu etwa 20 % von einander profitieren. Dadurch, dass aber eben beide fast ihr gesamtes Kapital in den jeweils anderen gesteckt haben, ist es nicht untertrieben zu sagen, dass sie sich in einer Situation ähnlich der mittelalterlichen Foltermethodik der doppelten Halsgeige befinden. In der vorzüglich zwei zänkische Waschweiber in einem Balkenkonstrukt mit Ausparungen für Hälse und Hände in gegenübergestellter Position fixiert wurden. Die daraus resultierende Handlungsunfähigkeit ist dabei durchaus mit der jetzigen Spielsituation beider AGs zu vergleichen. Man muss sich also an diesem Beispiel die Frage stellen wie man denn von jemanden profitieren will, der von einem selbst profitieren will? Richtig, garnicht, weil es unmöglich ist! Denn wäre es so, hätten wir Leonardo da Vincis Frage nach dem Perpetuum Mobile ein für alle mal geklärt.
Die berechtigte Frage steht im Raum. Wie kann man sich vor solchen Verwebungen schützen? Die Antwort liegt in der Aktionärsstruktur der eigenen AG. Denn der eigene Großaktionär ist ein schlechter Partner, wenn es darum geht Wachstum zu erzeugen. Natürlich kommt es an dieser Stelle darauf an wieviel dieser Großaktionär von einem besitzt und auf welchem Niveau seine Kapitalgröße liegt, aber wie gesagt, er sollte trotzdem nicht unbedingt eure erste Wahl bei beschriebener Suche nach einer langfristigen Aktienbeteiligung sein. Fassen wir also zusammen, der effektivste Weg eine Longhold-Strategie zu spielen, liegt in der richtigen Auswahl seiner Zugpferde. Diese sollten zahlreich und nicht zu stark miteinander verflochten sein. Das Anleihengeschäft sollte man zum Ausbau dieser Zugpferde nutzen. Man sollte kleine Pakete schnüren und man sollte grundsätzlich das Bestreben haben überall indirekt aus dem Anleihegeschäft anderer profitieren zu wollen. Weiterhin ist darauf zu achten. dass die Händlerfähigkeiten seiner Investments gut ausgeprägt ist, je effizienter diese arbeiten, desto mehr Gewinn erzielen diese und so mehr kann man selbst an ihnen herausholen. Man sollte grundsätzlich seine Großaktionäre als Investment meiden und auch auf Anlagen verzichten, die unverhältnismäßig hoch in einen selbst investieren. Zu guter Letzt sollte man darauf achten sich möglichst breit auf dem Markt zu positionieren, um aus möglichst vielen Töpfen Gewinn abschöpfen zu können und bei Ausfall eines der Zugpferde nicht gleich wie ein Aufbaugegner von Vitali Klitschko zu Boden zu gehen.
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