Das Mastermind

TOP AGWilbur von der TOP AG (WKN 101493) ist dem Markt für seine aufsehenerregende Aktionen bekannt. Seine Aktionen polarisieren: Seine Kritiker halten ihn für einen Betrüger, die erfahrenen Spieler wissen, um seine besonderen Fähigkeiten, die das Spiel immer weiter verbessert haben. Zusammen mit Rady erarbeitete er die erste spielfähige Fassung des Marktes und ist bis heute aktiver Admin.

Als Spieler der ersten Stunde kennen Sie das Spiel wie kaum ein anderer und haben mit Rady die erste Fassung des Spiels auf die Beine gestellt. Rady entwickelte die Idee zum AG-Spiel während seiner Arbeit am Bankmanagergame, in dem sie ja auch aktiv und nach Hörensagen überaus erfolgreich waren. Wie kam es dazu, dass er Sie einbezog?
Er fragte mich nach Ideen für ein weiteres Browsergame – ich hab ihm 2 oder 3 Spielvorschläge gemacht – darunter war dann das AG-Spiel mit dem Grundgedanken den reinen Börsenhandel abzubilden und vor allem die Preise nicht auszuwürfeln sondern wie an der echten Börse durch Angebot und Nachfrage von realen Marktteilnehmern zu bilden.

Das Spiel hat sich im Laufe der Jahre äußerlich stark gewandelt, die grundlegende Spielmechanik ist aber im Kern gleichgeblieben. Als alter Börsenhase hatten Sie bei dem Design der Spielabläufe starken Einfluss und sind auch seit der Zeit Admin im Spiel. Was waren am Anfang die Hürden, die genommen werden mussten, und wo sieht man heute noch Ihren stärksten Einfluss auf das Spieldesign?
Das Spiel hat von der Spielmechanik nur sehr wenige Änderungen erfahren – die meisten kamen schon recht früh dazu, um den Dauerangriffen der Multi-Accounts ein wenig Paroli zu bieten. Stark gewandelt (und verbessert) wurde das Design – als eher technisch interessiertem Spieler habe ich damit aber rein gar nichts zu tun.

 

 

 

Die Kursfindung war von Beginn an

der wesentliche Faktor dieses Spiels.

Wilbur

 

 

 

„Spieldesign“ war vielleicht mißverständlich ausgedrückt. Ich bezog mich auf die Spielmechanik. Welchen Anteil hatten Sie an grundlegenden Features wie z.B. der Kursfindung?

Die Kursfindung war von Beginn an der wesentliche Faktor dieses Spiels – Kurse werden nicht gewürfelt, sondern sind das Ergebnis eines Optimierungsverfahrens: Nämlich zu welchem Preis kann der maximale Umsatz erzielt werden. Diese Preisfindung ist seit Beginn der Börsen im Mittelalter die Grundlage – das Spiel ist darauf aufgebaut, auch wenn die technische Umsetzung am Anfang relativ viele Fehler hatte.
Leider muss das Spiel noch Dynamik haben und wir haben deswegen eine 5-Minütige Kursfindung – bei dem geringen Angebot / Nachfrage wäre eine wöchentliche Kursfindung wohl ehrlicher – aber dann könnte man ja nicht spielen. Durch die recht schnelle Kursfestsetzung kann man die Preise natürlich sehr leicht manipulieren – man muss nur warten bis fast niemand aufpasst.

Viele heutige Marktteilnehmer wissen nicht mehr, dass es vor dem offiziellen AG-Spiel-Start auch eine Art Betaphase gab, in der das Spiel mit Spielern aus dem Bankmanagergame getestet wurde. Die 20%-Regel ist auf die Erkenntnisse aus dieser Zeit zurückzuführen. Was waren denn die Erlebnisse in der Betaphase, wie hat sich das Spiel angefühlt und wieviele AGs gab es überhaupt?
Eine echte Betaphase gab es eigentlich nicht – Rady hat einfach so losgelegt. Die Cheaterei zu Beginn war gigantisch – es gab weder 20%-Regel noch 700.000 in Zwangsanleihen. Da wurden reihenweise Firmen gegründet die 1 Euro-Aktien für die 1.000.000 Cash im Topf gekauft haben.
Zu Beginn waren extrem viele Bugs im Spiel, so dass Rady relativ früh entschieden hat, dass wir einen Reset brauchen um einen besseren Start hinzubekommen.

Welche Entwicklungen im AG-Spiel sehen Sie rückblickend als besonders positiv an? Wo sollte noch nachgessert werden?
Positiv und für mich überraschend ist die Treue der Community – das Spiel leidet ja ein wenig unter der geringen Zahl der aktiven Spieler. Vor allem weil dadurch ja auch die Anlagemöglichkeiten beschränkt sind. Aber eine recht starke Kerntruppe hat das Spiel zu jeder Zeit am Leben erhalten. Es gibt inzwischen eine Reihe von User-Projekten rund um das Spiel.
Es gibt eine Reihe von zusätzlichen Möglichkeiten mit denen man das Spiel aufpeppen könnte – allerdings finde ich dass vorher deutlich mehr aktive User geben sollte.

Die auf niedrigem Niveau stagnierende Spielerzahl ist ein Makel, der schon auf viele Arten versucht wurde zu beseitigen. Teure Werbemaßnahmen brachten zwar Besserung, sind aber wirtschaftlich nicht auf Dauer zu stemmen. Toplisten, Forumsbeiträge und Facebook sichern den Zustrom an neuen Spielern, der sich mit dem Abgang in etwa die Waage hält. Wo sehen Sie weitere Möglichkeiten neue Spieler anzulocken?

Momentan scheint der Zustrom über die Android-App zu kommen – zu Beginn hatten wir in diversen Börsen-Foren mitgeredet und das Spiel angepriesen – aber die wenigsten davon sind uns erhalten geblieben. Grundsätzlich ist es natürlich schwierig so ein Spiel zu positionieren – es ist weder ein Phantasiegame, noch voller Action – aber es eignet sich dafür hervorragend um es jahrelang nebenbei zu spielen. Der Zeitaufwand lässt sich problemlos auf unter 15 Min am Tag drücken, wenn es z.B. beruflich erforderlich ist.

 

 

 

Für mich sind Browsergames grundsätzlich

nur interessant, wenn ich immer am

Rande der Legalität agieren kann.

Wilbur

 

 

 

Im Spiel haben Sie sich einen zweifelhaften Ruf erabeitet. Lange Zeit waren die Zeitungen, Tickets und Nachrichten voll mit Beschwerden über Ihre Spielweise, sogar Betrugsvorwürfe standen im Raum. Sie blieben bei alldem äußerst entspannt und reagierten selten direkt auf die Vorwürfe. Durch geschicktes Agieren am Markt konnten mit Ihrer Hilfe Schwachstellen der Spiellogik aufgedeckt und behoben werden. Das Spiel ist inzwischen weniger anfällig gegenüber Manipulationen und die Kritiker sind auch leiser geworden. Sehen Sie sich in Ihrem Kurs bestätigt oder hätten Sie im Nachhinein lieber anders auf die Kritik reagiert?
Für mich sind Browsergames grundsätzlich nur interessant, wenn ich immer am Rande der Legalität agieren kann. Dabei würde ich allerdings weder Cheaten, noch Bugusing betreiben. Nur gibt es für mich keine Regel die ich nicht gerne auf die Standfestigkeit abklopfe. Gerade wenn der Gegenpart kein Spieler sondern wie z.B. bei Übernahmen oder beim AGSX der Computer ist, will ich mögliche Schwachstellen im Design aufspüren. Wenn sie nicht beseitigt werden kann es halt passieren, dass ich es auf die Spitze treibe – und bin aus diesem Grunde auch schon aus so manchem Browser-Game geflogen. Ich würde es aber immer wieder so machen.

Privat sind Sie mit der Indexleiterin des Newcomer-Index Fairplay befreundet. Ursprünglich haben Sie den Index geleitet. Auch heute noch scheint der Index eine Art Doppelspitze zu haben. Wie genau wird der Index geleitet, was sind die Zielsetzungen des Indizes und wie stark wird indexintern diskutiert?
Ich habe die Indexleitung abgegeben, als meine berufliche Situation sich stark geändert hat. Früher war ich selbständig – und hatte nach der Finanzkrise eine extrem dünne Auftragslage mit entsprechend viel Zeit. Heute schaffe ich es oft genug nur 2 mal ganz kurz ins Spiel zu schauen.
Der Index ist eher inaktiv – das war er aber seit Beginn. Allzuviele Diskussionen sind nie aufgekommen. Alle Aktionen werden als Angebot gesehen – wer nicht daran teilnehmen möchte, lässt es einfach bleiben.

Wie passt das zusammen mit dem Namen „Newcomer“. Der Name suggeriert, dass hier die Ausbildung der „Newcomer“, also der neuen Spieler, vorangetrieben werden soll. Wie passt der Name und der Fokus auf Wachstum mit einem recht inaktiven, aktionsgetriebenen Index zusammen?

Naja – zu Beginn war der Index wirklich nur neuen Spielern offen – es wurden Hilfen angeboten und Aktionen gefahren wie die Manipulation des AGSX. Beruflich hat sich aber bei mir so einiges geändert, so dass ich den enormen Zeitaufwand nicht mehr stemmen konnte und so manches unserer Mitglieder ist dann einfach nicht mehr online gekommen – i.L. und futsch. Momentan nehmen wir es mit dem Namen nicht mehr so wörtlich und nehmen auch Spieler auf, die länger dabei sind.

 

 

 

Ich mache bei keiner Preistreiberei mit.

Wilbur

 

 

 

Ihr Spielwitz und ihre abenteuerlichen Zockereien haben Ihre AG und noch mehr Ihr Privatdepot nach oben befördert. Was würden Sie als die wichtigsten Grundkonzepte Ihres Erfolges nennen? An welche Grundsätze halten Sie sich beim Traden?
Beim Traden mache ich eigentlich hauptsächlich nur eines: Ich mache bei keiner Preistreiberei mit. Wenn ich Aktien halte die getrieben werden, bin ich einer der ersten die auf der Verkäufer-Seite stehen. Gekauft werden Aktien selten über dem Wert (hier nehme ich meistens den FP). Reich geworden bin ich aber vor allem deshalb, weil andere Spieler meine Aktie nach oben getrieben haben, und ich verkauft habe. Beim Platzen der Blase war ich dann auf der Käuferseite.

Wenn Sie heute noch einmal mit einer kleinen AG starten würden, welche Strategie würden sie anwenden?
Das kommt ein wenig auf den Zeitfaktor an – würde ich starten mit relativ viel Online-Zeit, würde ich mich auf die frisch gegründeten Firmen stürzen und mit Daytrading die Geldvermehrung vorantreiben. Wenn ich wenig Zeit hätte, würde ich eher breit streuen – und zwar bei Firmen die ca 2 mio BW haben und viel in Anleihen halten. 2 Mio BW deswegen, weil diese Firmen schon lange genug dabei sind um nicht schon morgen wieder zu verschwinden – und klein genug um Wachstumsraten jenseits der 30% im Monat haben können.

Wir bedanken uns für das Interview und wünschen weiterhin gute Gewinne am Rande der Legalität.

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