Selbst für alteingessene Börsenprofis war der gestrige Tag ein Highlight in der dreijährigen Marktgeschichte. Es wurde allerlei historisches geboten, denn ein Spektakel jagte das nächste. Das alles auf einer Achterbahn der Emotionen, bei der Euphorie und Schockstarre sich abwechselten. Doch am Ende fand es ein gutes Ende.
Der Vorstandsvorsitzende janushajott der Attila Invest AG hatte tags vorher mit einer Privatübernahme dem Markt ein dickes FP-Plus beschert (Marktinside berichtete). Die Freude währte bis zur Mittagszeit. Noch begeistert von der tollen Übernahme wurde zur Sicherheit das Privatdepot auf Liquidität überprüft und die Schreckensnachricht verbreitete sich in den Reihen der Börsenaufsicht wie ein Lauffeuer: Es fehlten über 450 Mio. Euro und das Aktiendepot war nicht der Rede wert. Glattstellen unmöglich.
Allen Beteiligten war klar, dass durch die 5% Zinsen, die bei negativem Bargeld fällig werden, diese Summe sich rasant vermehren würde. Am ersten Tag alleine schon über 22,5 Mio. Euro. Nach Gesprächen mit janushajott einigte man sich schweren Herzens auf ein Liquidationsverfahren. Dies hätte zwar nicht den Abgang des Sympathieträgers janushajott vom Parkett bedeutet, aber die Liquidation einer alteingesessenen AG mit einem Volumen von über 1,3 Mrd. Euro. Keine guten Aussichten. Insbesondere da mit dem Auflösen des PDs mit weiteren starken Abverkäufen zu rechnen ist. Es bahnte sich der Verlust eines Urgesteins und eine andauernde Rezession an.
Die Nachricht der Schreckensmeldung wurde im Chat mit Fassungslosigkeit aufgenommen. Die i.L. sei praktisch der einzige Weg, wie man diesen Schlamassel wieder gerade biegen könnte, so die einhellige Meinung. Dass man den Account retten sollte, wurde gefordert, eine Großrettung seitens der Bank wurde ausgeschlossen. Es ginge nicht, dass ein Spieler ein 400 Mio. Rettungspaket geschnürt bekäme, verkündete die Börsenaufsicht. Das sei weder eine Geste der Fairness, noch mit einfacher Kulanz begründbar, sondern tatsächlich eine Bevorzugung einer großen AG, die man dem Mittelstand gegenüber nicht rechtfertigen könne. Die i.L. sei wohl unabwendbar. Vereinzelt wurde angeboten, einen Teil der Schulden zu übernehmen. Ob der Höhe der Schuldlast wurden diese Gesten als Tropfen auf den heißen Stein anerkannt und sich auf das unvermeindliche, die Liquidation Attilas, eingestellt.
In diese depressive Stimmung (die Euphorie des FP-Plusses lag immer noch keine Stunde zurück) platzte der Vorstandsvorsitzende Wilbur von der TOP AG hinein und verkündete lapidar, er würde die 450 Mios. aus seinem Privatdepot aufbringen. Diese noble Geste wurde damit kommentiert, dass es gleich ein anderes Problem aus der Welt schaffe. Nämlich den Abverkauf des Milliarden-PDs von Wilbur. Er habe „nur“ 100 Mio. Euro Cash, aber genug Aktien, die er verkaufen könne. Jubel brandete auf, aber die Sache war noch nicht ausgestanden. Damit 350 Mio. Euro aufgebracht werden können, mussten alle an einem Strang ziehen. Jeder Euro zählte und die Depots mit den größten Bargeldbeständen mussten geschlossen mitmachen, um die Summe zu stemmen. Die Aktion begann gegen halb eins am frühen Nachmittag.
Die ersten 150 Mio. Euro gingen schnell zum FP-Preis über die Theke, aber es fehlten immer noch weitere 200 Mio. Euro. Kein Pappenstil, aber es gab noch ein paar große Bargeldbestände in vereinzelten Depots. Inzwischen hatte Rady die ganze Aktion auch abgesegnet, er würde die 450 Mio. Euro zur Vereinfachung direkt von Wilburs zu janushajotts Privatdepot transferieren. Vorausgesetzt die Summe käme überhaupt zustande. Die Sache war nicht durchgestanden, der Geldstrom drohte zu versiegen, die Euros tröpfelten nur noch in homöopathischen Dosen ins Depot. Fünf Stunden nach dem Beginn der Aktion endlich doch die frohe Botschaft: Attila gerettet!
Rady überwies den Betrag in janushajotts Privatdepot. Die schwarze Null stand, Spieler und AG sind gerettet. So hat der Markt an einem Tag den spektakulärsten FP-Sprung aller Zeiten, einen rasanten Chatverlauf bis spät in die Nacht, ein Ordervolumen von über 1,3 Mrd. Euro und eine Großrettung einer AG erlebt. Der Markt zeigte sich solidarisch, man konnte eine AG vor dem Aus bewahren und zog an einem Strang, um dieses Mammutprojekt zu stemmen. Der sonst eher in der Kritik stehende Wilbur zeigte wahre Größe und opferte einen Großteil seines PDs. Einige sprachen von der Wandlung des Saulus zum Paulus, folglich wurde Wilbur von da an St. Wilbur getauft.
So fanden zwei aufregende Tage ein vergnügliches Ende und die Markthistorie ist um einige Höhepunkte reicher.
1 comment for “Schiffbruch mit Happy End”