In der letzten Ausgabe ging es um die Frage: „was wurde gehandelt?“ und da bleibt doch noch folgende Frage offen: „zu welchem Preis?“. Aber nicht zu welchem Preis gehandelt wurde, sondern zu welchem Preis gehandelt werden soll. Die Antwort liegt betriebswirtschaftlich sicher auf der Hand! Der Verkaufspreis einer Aktie sollte über dem Einkaufspreis liegen, um einen Gewinn zu erzielen. Damit bringe ich selbst für Newcomer ohne Börsenkenntnisse keine große Überraschung.
Aber es gibt im Ein- und Verkauf in Bezug auf die Preisgestaltung ein paar kleine Tipps und Tricks, die in gewissen Situationen den Erfolg durchaus beschleunigen können. Natürlich auch in dieser Ausgabe keine 100% Lösung für alle Fälle, denn der Börsenmarkt ist und bleibt eine unberechenbare Handelsplattform, wo Menschen handeln.
Für die Auswertung der verschiedenen Varianten, habe ich das Datenblatt einer Aktiengesellschaft heraus gesucht, wo sämtliche Aktivitäten zu erkennen sind. Auch wenn nicht jeder den Premium Account nutzt, habe ich die FP / FP30 Werte im Datenblatt einsehbar gelassen.
Ich möchte noch kurz auf den Premium Account eingehen. Das Spiel ist ohne weiteres ohne Premium und völlig kostenfrei spielbar! Es gibt einige sehr erfolgreiche Aktiengesellschaften im Spiel, die ohne Premium Account ganz oben im Ranking stehen… Allerdings gibt es schon einige nette Features wie z.B. die FP Werte einer jeden AG zu sehen, die Aktionärsstruktur auswerten zu können oder Einblicke in die Orderbücher zu erhalten.
Also es geht ohne, aber macht auch nicht weniger Spaß mit Premium. Vor allen Dingen wird das gemeinsame Projekt unterstützt, bleibt uns allen noch lange erhalten und wird weiter ausgebaut…
Aber werfen wir nun mal einen Blick auf das Datenblatt
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Der Geldwert zeigt an, dass ein Käufer bereit wäre für 1000 Stück dieser Aktie 37,00 € / Stück zu bezahlen.
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Der aktuelle Kurs steht jedoch bei 50,21 €
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Der Briefwert signalisiert, dass ein Verkäufer gerne 5 Stück zu 60,24 € / Stück verkaufen möchte.
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Fairer Preis (FP) liegt bei 34,51 €
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Das System kalkuliert einen Fairen Preis in 30 Tagen (FP30) von 39,26 €
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Die Kapitalstabilität wird vom System auf 84% angesetzt (also relativ sicher)
- Die Aktie hatte an diesem Tag ein Tagestief von 41,00 € sowie ein Tageshoch von 50,21 €
- Insgesamt wurden Aktien in Höhe von 27.431,43 € an diesem Tag gehandelt.
Ich hätte das Datenblatt auch wie eine Geschichte aufbauen können, aber ich wollte die einzelnen Punkte doch separat aufführen, um später auf die einzelnen Werte besser eingehen zu können.
Mit den Informationen aus dem Datenblatt können bereits einige Tendenzen abgeleitet werden für mögliche Ein- und Verkaufsstrategien. Selbstverständlich sollte man auch einen Blick hinter die Kulissen der Aktiengesellschaft werfen, um die Entscheidung zu treffen, ob und zu welchem Preis nun eine Verkaufs- oder Einkaufsorder eingestellt werden sollte/könnte. Das Thema „Bewertung von Aktiengesellschaften“ habe ich bereits in dieser Kolumne behandelt und wir gehen in diesem Fall einfach davon aus, dass wir uns in den folgenden Beispielen relativ sicher sind.
Verkaufsstrategie
Beispiel: Wir haben 2000 Stück dieser Aktiengesellschaft und möchten diese verkaufen. Der Einkauf lag damals bei 33,00 €
Jetzt könnten wir sofort 1000 Stück Aktien zu 37,00 € verkaufen, da eine Kauforder eingestellt wurde. Wir würden sogar einen kleinen Gewinn mitnehmen, da die Order von 37,00 € über dem Fairen Preis von 34,51 € liegt. Allerdings würden wir hier einen Buchwertverlust hinnehmen müssen, da der aktuelle Kurs bei 50,21 € liegt. Aber der effektive Gewinn eines Unternehmens richtet sich nicht nach dem Buchwert einer AG, sondern an der FP Entwicklung in Verbindung mit den Überschüssen aus Ein- und Verkauf. Somit könnten wir den Buchwertverlust verkraften und die Aktien zu 37,00 € verkaufen.
Jedoch sehen wir auch, dass lediglich 5 Aktien zu 60,24 € im Verkauf stehen! Somit ist auch klar, dass diese Aktien eher von den Aktionären gehalten werden. Sonst wäre eine größere Anzahl von Aktien in der Verkaufsorder! In Verbindung mit der letzten Transaktion von 540 Stück zu 50,21 € könnte man also ableiten, dass die Aktie vom Markt durchaus höher zu bewerten ist, als die aktuelle Kauforder von 37,00 €!
Allerdings ist der Preis von 60,24 € sicher kaum eine ernst gemeinte Verkaufsorder. In diesem Fall würde ich eher dazu tendieren, dass der Kurs durch einen Aktionär vielleicht sogar die AG selbst hoch halten bzw. treiben möchte. Bei einer ernst zunehmenden Verkaufsorder wären mehr als nur 5 Stück im Angebot. Auch ist der Preis zum aktuellen Kurs mit über 10,00 € Aufschlag pro Aktie äußerst hoch angesetzt.
Natürlich kann nur der Verkäufer selbst sagen, was mit dieser Verkaufsorder beabsichtigt ist. Kursentwicklungen und Handelspreise können nur spekulativ bewertet werden, denn im Gegensatz zum Schachspiel können nur bedingt einzelne Züge vorausgesagt werden. Stellt Euch einfach mal ein Schachbrett vor, wo 300 Spieler parallel beteiligt sind und die Züge und Strategien beeinflussen!
Was könnte man jetzt aber für einen Preis ansetzen?
Auf jeden Fall würde ich persönlich eine Verkaufsorder über die aktuelle Kauforder von 37,00 € ansetzen. Im ersten Versuch wäre vielleicht auch eine Order über 50,21 € möglich, da ja an diesem Tag schon 540 Stück zu diesem Preis über den Ladentisch gegangen sind… An die 60,00€ würde ich allerdings nicht gehen.
Preisvorschlag für die Order: 2000 Stück zu 52,50 €
Nun wird die hohe Kauforder zu 60,24 € unterboten und steht mit 52,50 € als aktuelles Verkaufsangebot im Handel. Jetzt wird sich zeigen, ob vielleicht der Markt auch zu diesem Preis kaufen würde!? Folgende Reaktionen könnten eintreten:
- Der Kaufinteressent zu 37,00 € erhöht die eigene Order, um sich etwas anzupassen
- Der Käufer, der schon zu 50,21 € gekauft hatte, wird noch mal nachlegen
- Ein neuer Käufer wird aufmerksam und schlägt zu
- Ein weiterer Verkäufer setzt eine Order knapp unter 52,50 €, um die eigenen Aktien am Markt los zu werden
- Es passiert einfach nichts und die Order läuft nach ein paar Tagen aus..
Egal was passiert… man kann auf jede Aktion reagieren und gegebenenfalls die Verkaufsorder anpassen.
Der Erfolg liegt hier in der Aufmerksamkeit! Einige lassen nach einer eingestellten Order alles laufen und wundern sich später, dass nichts passiert. Also beobachtet den Markt und vor allen Dingen die eigenen laufenden Orders!
Einkaufsstrategie
Jetzt könnte man nach der Verkaufsstrategie schon alles ableiten und auf die Taktik der Einkaufsorder übertragen. Aber ich möchte doch noch kurz drauf eingehen, damit auch hier keine Fragen offen bleiben…
Wir betrachten also das Datenblatt möchten 2000 Stück dieser Aktie erwerben..
Aktuell könnten wir 5 Stück Aktien zu 60.24 € kaufen.. Aber diesen Preis-Spaß gönnen wir dem Verkäufer nicht und überlegen uns mal einen realistischen Preis. Da schon eine aktuelle Kaufbereitschaft zu 37,00 € drin steht für 1000 Stück, bleibt uns nichts anderes übrig, als mit einer höheren Kauforder am Markt aufzutreten. Wenn wir eine Order zu 35,00 € anbieten, wird diese zwar vom System eingestellt, aber die höhere Kaufbereitschaft von 37,00 € bleibt als aktuelles Höchstangebot im Netz.
Um als aktueller Kaufinteressent aufzutreten, müsste der Preis bei 37,01 € liegen. Damit wären wir der Höchstbietende Käufer bzw. Kaufinteressent. Wenn wir nach Prüfung der Aktiengesellschaft der Meinung sind, dass sich eine Investition lohnen könnte, dann stellen wir eine angemessene Order rein. Auf diese Cent-Spielchen lasse ich mich persönlich nicht ein, da es nach meiner Erfahrung nicht lange dauert und der vorige Kaufinteressent setzt mit einem Cent darüber die nächste Order rein!
Wenn ich ein ernsthaftes Interesse an einer Aktie habe, dann packe ich schon ein wenig mehr drauf, als 1 Cent..
In diesem Beispiel würde ich noch unter dem FP30 bleiben und vielleicht 0,50 € drauf packen. Kauforder also bei 37,50 €
Auch wenn zu dieser Abbildung vielleicht kaum noch etwas erklärt werden muss, möchte ich für Newcomer die diese Ausgabe der Kolumne vielleicht als erstes lesen, etwas dazu schreiben..
Dieses Orderfenster ist unsere Hauptschaltfläche für das tägliche Trading..
Dort habe ich mal unsere Kauforder von eben eingetragen (es fehlt natürlich noch die WKN der Aktiengesellschaft) 2000 Stück Aktien „sofort“ für 37,50 €. Kaufen möchte ich mit dem Kapital aus dem Depot der AG und gebe insgesamt also 75.000,00 € für den Einkauf aus.. Das Geld wird im System auch aus meinem verfügbaren Bargeld herausgebucht und steht mir für weitere Orders nicht mehr zur Verfügung. Nur wenn ich die Order wieder lösche, kann ich die 75.000,00 € wieder in andere Handelsaktivitäten einsetzen!
Auch kann ich (optional) auch ein steigendes oder fallendes Orderlimit einstellen, sowie eine Startzeit für das Einstellen der Order. In diesem Beispiel würde ich vielleicht maximal 40,00 € für die Aktie ausgeben und starte mit 37,50 €. Dann wird die Kauforder jede Stunde automatisch vom System um 0,05% erhöht, bis das Limit von 40,00 € erreicht wurde.
So wird jede Stunde der Markt neu getestet und potentielle Käufer/Verkäufer haben einen neuen Preis.
Ich könnte alleine über dieses Thema eine ganze Serie mit Erfahrungsberichten schreiben, denn der Markt verändert sich alle 5 Minuten durch das Kausalitätsprinzip des Handel Intervalls. „Ursache und Wirkung“ in Verbindung mit emotionalen und kaufmännischen Entscheidungen sorgen für den Handelsspaß am Markt!
Vielleicht werde ich in den kommenden Ausgaben noch einmal darauf eingehen und ein paar Strategien ausschlachten…
Für diese Ausgabe soll es aber zunächst genügen.. Denn Newcomer müssen auch Handeln und nicht nur lesen 😉
Ich wünsche allen Newcomern erfolgreiche Trades
Mit besten Grüßen
J.R.Ewing