Die BWEM AG ist seit Anfang des Jahres auf dem Börsenparkett unterwegs. Seitdem hat sich die AG sehr ordentlich entwickelt und ist heute, auch wegen des Projektes „Institut für Wirtschaft des AG-Spiels„, am Markt einem breiten Publikum bekannt.
Park Road in Stoke Poges, Buckinghamshire, England. Ich stehe vor dem prächtigen weißen Clubhaus des alterwürdigen Stoke Park Club, einige Kilometer westlich von London. Hier bin ich mit dem erfolgreichen Banker Anshu Jain, CEO der BWEM AG, zum Interview verabredet. Da ich eine Niete im Golf bin, hoffe ich den Termin in einem der gemütlichen Salons des Hauses zu verbringen anstatt bei 34°C im Schatten unter den amüsiert-kritischen Blicken einiger Gentlemen meine ersten Golfversuche zu unternehmen.
Von weitem kündigt sich das kraftvolle Fauchen eines V8-Motors an und bald darauf rollt, eine leichte Staubfahne hinter sich herziehend, ein rotes Jaguar F-Type V8 S Cabriolet auf den mit weißem Kies bedeckten Vorplatz. Der Zufall wollte, dass Herr Jain und ich zufällig geschäftlich in London zu tun hatten, und so nutzten wir die günstige Gelegenheit und eine Lücke in Herr Jains Terminkalender um das Interview hier durchzuführen. Zum Glück bleibt mir die Verlegenheit einer Golfpartie erspart und wir setzten uns in einem kleinen separaten Speisezimmer des Clubs zum Interview zusammen. Nach Bestellung des Essens widmen wir uns ganz dem Interview:
Herr Jain, das Investmentbanking ist für viele Banken der Hauptertrags- und Gewinnbringer. Doch wie bei den meisten Gewinnbringern ist auch hier das Risiko recht hoch. Welche Stellung nimmt das Investmentbanking bei Ihnen ein? Sind Sie eher eine Universal- oder eine Investmentbank?
Ich denke, dass der Begriff „Investmentbank“ schon fast inflationär verwendet wird. Die BWEM versteht sich als eine Bank, die Aktien kauft und verkauft, Bonds zeichnet und auf dem Markt Chancen ergreift, die für den Konzern vetretbar sind. Insofern sind wir, also die BWEM AG, eine Universalbank. Aber mir scheint es hier falsch der Bank einen Titel zu geben. Das Auftreten und die Kenntnis von Risiko sind mir eher entscheidend. Die BWEM praktiziert mehrheitlich Buy & Hold. Trading geschieht in einem kleinen Umfang auch bei neuen AGs.
Warum ist Ihr Bankhaus im Rüstungsindex gelistet? Liegt Ihr Schwerpunkt auf der Finanzierung von Rüstungsgeschäften?
Einige werden sich wohl noch an das, ich glaube man nannte es „Panzerstahl-Fiasko“, erinnern. Zu der Zeit kommunizierte ich häufiger mit Vegabo, unter anderem ging es um die Gründung eines Index. So bin ich letztenendes im Rüstungsindex gelandet. Die Finanzierung der Rüstungsunternehmen findet durch uns nicht in so großem Maße statt wie ich es mir wünsche. Die BWEM steht im Moment noch im Geschäft der Abwicklung von Rüstungsdeals. In absehbarer Zeit dürfte das finanzielle Engagement der BWEM im Index aber steigen. Ich denke es ist im Kern eine dieser Geschichten wo sich Leute treffen und etwas entsteht, was lange erfolgreich läuft.
Moralische Bedenken haben Sie dabei nicht? Beim Thema Rüstungsgeschäfte?
Das Rüstungsgeschäft ist vielfältig. Es geht oft auch um Medizin und Transport, Aufbau von Infrastruktur und vieles mehr. Natürlich produziert unsere Branche auch Waffenträger und weiteres, aber heutzutage gehört Krieg in vielen Teilen der Welt noch zum Leben dazu. Die Konzerne im Index handeln so, das es schwer wird die Waffentechnik zu entwenden und exportieren nicht in Krisengebiete. Die BWEM finanziert nur Deals in stabilen Staaten. Eine Analyse des Instituts liegt dann meist auch neben der Rechnung, unsere Kunden wollen eher in die Zukunft. Aber Sie haben natürlich Recht, ganz ohne Risiko ist Rüstungsexport nicht und man trägt auch Verantwortung für diesen Export. Wir hoffen auch dann noch mit dabei zu sein wenn die zivile Militärtechnik boomt.
Okay, was unterscheidet Ihr Bankhaus von anderen Banken am Markt, z.B. TRUYO, Hanso Trust Banks oder Fürstenbank Royal SE, mal abgesehen vom Namen?
Ich glaube ich führe meinen Konzern defensiver. Ich lasse auch mal einen Deal aus und versuche durch Stabilität nach vorn zu kommen. Das bringt auch mal schwächere Renditen als bei vergleichbaren AGs. Die Fürstenbank hat ihr Ohr näher am Markt als ich und wenn ich den Vergleich zur Hanso Trust ziehe, ist mein Konzern eher eine Holding, beim Daytrading bin ich noch nicht so auf den Geschmack gekommen. Truyo kann ich erlich gesagt nicht so gut einschätzen. Ich stelle immer wieder fest, dass es AGs gibt, auf die man im Tagesgeschehen nur selten trifft. Ich glaube aber, dass Truyo deutlich aktiver ist als ich es bin. Wenn ich mich also mit dem typischen Bankensektor vergleiche, würde ich mich wohl als Volksbank bezeichnen.
Gut, als nächstes eine Frage für Investoren mit Überblick: In welche AGs lohnt es sich ihrer Meinung nach derzeit zu investieren?
Ich denke, dass Dahl & Cie. noch eine gute Karriere bevorsteht. Auch von der Sambino Int. Bank bin ich sehr angetan, allerdings ist der Handel hier etwas abgehoben. Die Wolve Group bleibt meiner Meinung nach auch für die nächsten Monat eine sichere und ertragreiche AG.
Mit rund 19% Buchwertrendite und gut 16% FP-Rendite erwirtschaften Sie ordentliche Zuwächse, auch wenn diese für eine AG Ihrer Größe noch ausbaufähig sind. Ihr Depot ist sehr stark diversifiziert, müssen Sie vielleicht etwas mehr Konzentration wagen oder ziehen Sie Risikovorsorge höheren Wachstumsraten vor?
Nach der letzten KE hatte ich zwar leichte Startschwierigkeiten, mittlerweile geht es aber aufwärts. Mein nächstes Ziel wird es sein den FP wieder in die Nähe des Buchwertes zu bringen. Ich könnte sicherlich insgesamt mehr erwirtschaften, aber die Risikovorsorge ist für mich ein wichtiges Thema. Eine hohe EKS ist mir wichtig, was mich auch vorrausschauend handeln lässt, sodass ich vielleicht ab und an auch mal eine Möglichkeit ziehen lasse. Ich befürchte aber auch, dass das wöchentliche Analysieren des Marktes mich auch überaus Risikobewusst gemacht hat. Manchmal müsste ich wohl auch die eine oder andere Spontanität wagen. Allerdings halte ich auch eine 15% FP-Rendite für gut und genügend.
Das ist sie sicherlich auch, Optimierungspotenzial gibt es ja bei jedem. Das maximale Zertifikatevolumen steht derzeit auf 1%. Sind Zertifikate Teil Ihrer regulären Anlagestrategie oder sind diese ein Tabuthema für Sie?
Mich reizt der Zertifikatemarkt und auch die Möglichkeiten dieser Anlagekategorie. Allerdings fehlt mir dazu im Moment sowohl Zeit und Geld als auch ein funktionierendes System. Meist ist der Zins auch das Risiko nicht wert. Die 1% lassen mir in Zeiten von Dauer-Calls die Chance, auch mal ein klein wenig zu Zocken. Aber mehr ist im Moment nicht drin.
Neben der Führung der Bankgeschäfte Ihres Hauses haben Sie außerdem ein „Institut für Wirtschaft des AG-Spiels“ gegründet. Dieses analysiert die Marktdynamik anhand verschiedener Indizes. Was war die Motivation dieses Institut zu gründen und welchen Nutzen bringt es dem Anleger?
Als Kind hab ich in der Zeitung immer im Wirtschaftsteil den DAX gelesen. Sowas lässt einen dann nicht mehr los. Ursprünglich wollte ich nur Indizes berechnen und nicht viel mehr. Mit der Zeit ist es dann doch sehr umfangreich geworden. Für mich ist es einfach faszinierend zu sehen welche Parallelen das Spiel zur Realität hat. Ich sehe daran, ob wir gerade Hochkonjunktur oder wie aktuell eher schwache Wirtschaftsdaten haben. Ich kann anhand der Diversität der Indizes erkennen in welcher Branche es bergaufgeht und wo sich Investments eher nicht lohnen. Mich hat es geradezu umgehauen, dass man die Charttechnik auch auf einen Index anwenden kann, dem Wachstumsdaten zu Grunde liegen. Es ist eine Mischung aus Faszination und Abbildung der Marktsituation. Ich kann das Projekt also nur schwer beschreiben. Wäre ich ein normaler Anleger würde es mir wahrscheinlich insofern helfen, dass ich die Marktsituation kenne. Wenn der Markt also schwächelt sinken meist Wachstumsaufschläge der Aktien und eine Einkaufstour lohnt sich. Die Motivation war wohl auch, dass Buy & Hold auf die Dauer ein bisschen langweilig wird. Ein User-Projekt bringt dann auch eine Unmenge an Spaß.
In der Tat. Wie gehen Sie mit der Verantwortung um, die aus der Beeinflussbarkeit des Marktgeschehens durch solche Analysen erwächst? Besteht die Gefahr, dass solche Analysen zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden? Nach dem Motto: Der Abschwung ist da und auf einmal wollen alle panisch verkaufen?
Ich denke, dass ich da keinen großen Einfluss hab. Die marktbewegende Masse des Kapitals werde ich wohl kaum aus der Ruhe bringen können. Des Weiteren versuche ich immer eine gute Perspektive zu geben. Nach dem Motto: Der Leitindex wird zwar absacken, aber hier gibt es genug Unterstützungen die das verhindern. Ich denke aber auch, dass der Markt noch nie wirklich auf die Probe gestellt wurde. Es ging der einen oder anderen Branche schlecht, aber die Indizes stehen im Plus. Wenn ich den Markt betrachte zeigt sich bisher nichts, von dem sich der Markt nicht direkt erholt hat. Es gibt nichts was Panik hervorrufen könnte. Hätten wir aber schonmal den Kollaps eines Big Players erlebt müsste ich wohl beim Thema 8INDEX vorsichtig seien. Denn einen solche Zusammenbruch dürfte jeder negativ im Kopf behalten und da darf man keine Panik vor erneuten Verlusten schüren. Panische Verkäufe halte ich aber für unrealistisch, dafür fehlt bei Spielgeld die Emotion und Angst.
Da dürften Sie Recht haben. Stichwort Angst: Inflation war ein großes Thema in den letzten Tagen. Zuerst durch eine Studie Ihres Instituts, dann auch durch einen Leitartikel hier auf Marktinside: Stellt die Inflation aus Ihrer Sicht für unseren Markt eine Gefahr dar? Oder ist die Inflation bei uns ein Nullsummenspiel, das sich quasi Rauskürzen lässt?
Ich behaupte weiterhin das die Inflation uns irgendwann behindern dürfte. Ich sehe hier das Problem, dass AGs die ein bisschen länger dabei sind ordentlich Kapital zugetragen bekommen, z.B. durch Anleihen. Wer aber neu dazu kommt, muss ordentlich Überbewertung zahlen und hat natürlich einen Verlust seiner Kaufkraft. Das entscheidende hierbei ist aber auch, dass die Geldmenge wachsen darf. Eine Deflation in hohem Maße ist ebenfalls ungesund und würde wohl zur Rezession führen. Wenn Sie also in Ihrem Artikel schreiben, dass die Inflation den Markt treibt, stimmt das wohl leider. Was aber wenn der Markt schwächelt? Die Leute gehen aus Aktien raus und haben dann Berge aus Bargeld. Die wieder zu investieren wird schwer und lässt die Überbewertung wieder zunehmen. Das Resultat ist irgendwann der große Knall. Ich würde folgenden Weg einschlagen: Neue AGs kriegen ihr Geld aus dem Markt. Denn hier kommt einfach zu viel Geld rein, dafür dass die AGs nacher liquidiert werden. Bonds gehören zum Markt dazu, weshalb wir die dazugehörenden Zinsen wohl akzeptieren müssen. Gleichzeitig muss unser Handelsvolumen steigen, z.B. durch Echtzeithandel. Man muss sich hier vielleicht mehr der Realität annähern, dass Kapitalismus und Börse bedeutet, durch Arbeit und Handel Geld zu verdienen und nicht durch Geldflut. Für mich heißt das, dass meine Investments aufgehen müssen weil die AGs gute Arbeit abliefern und nicht, weil das Geld in Massen hereinströmt.
Schön und gut, aber wir haben keine Realwirtschaft, d.h. im Grunde kann auch kein Geld „erwirtschaftet“ werden, denn der Wert unserer Aktien und des Geldes ist nicht gänzlich, aber überwiegend nur scheinbar. Es ist also die Frage, ob etwas, das eh nur einen begrenzten Realwert hat, ihn durch Inflation noch weiter verlieren kann oder davon unberührt bleibt?
Das ist im Großen und Ganzen das Problem. Wir sind bis hierhin mit Inflation durchgekommen. Die Frage ist wohl immer auch, wieviel Realität wir wollen. Wenn wir einen Markt wollen, auf dem man auch mal Hand anlegen muss und der den wahren Wert einer AG mehr schätzt, braucht die Inflation eine Bremse. Denn die Schere zwischen Wert und Kurs öffnet sich immer mehr und irgendwann ist es einfach nicht mehr eine Börsenwelt in der es nur bergauf geht und man mit Geld um sich werfen kann. Wer zu Beginn des Spiels mit 10k € losgezogen ist konnte damals stark besser Handeln als heute. Beim Vergleich von Kurs und wahrem Wert zeigt sich die Inflation. Wer mit Geld wirklich kalkulieren muss kann sich Preiseskapaden nicht leisten. Wer heute mit 10k loszieht muss dank Überbewertung mit weniger umgehen. Aktuell hat er 2.000€ weniger zum Handeln. Wenn der Markt aber den Wert eines Unternehmens besser widerspiegelt wird der Markt stabiler. Denn der Großteil der Händler würde wohl einen fairen Preis eher akzeptieren. Wenn Sie Inflation im Spiel also erkennen wollen, schauen sie die Überbewertung an. Handelsaktivität und Inflation sind hier die treibenden Kräfte und hierdurch verliert Geld an Wert.
Die Anleihezinsen wurden vor einigen Wochen deutlich nach oben korrigiert, ein notwendiger Schritt um den Markt wieder mit mehr Leben zu füllen? Wie steht es aus Ihrer Sicht derzeit um den Markt?
Der Zins wandelt nach Angebot und Nachfrage. Man hat also entweder Glück oder nicht. Allerdings entzieht die Maßnahme dem Handel Geld und das ist überaus negativ, wenn man Überbewertung drücken und Daytrading etablieren möchte. Bevor ich mich zur Marktlage äußere blicke ich kurz auf meine Indizes.
Herr Jain zaubert mit lässiger Bewegung ein iPad hervor und vertieft sich kurz in seine Charts. Inzwischen haben wir unser Mahl beendet und der Ober das Geschirr weggeräumt. Auf dem Tisch stehen nun nur noch zwei Gläser mit feinem schottischen Whiskey. Herr Jain hebt den Kopf und beginnt seine Analyse:
Die einzelnen Branchen waren im letzten Monat wieder in höhere Notierungen gewandert. Das Problem ist hierbei aber, dass der Leitindex dem Trend nicht folgen will. Hinzu kommen die schlechten Erwartungen für den heutigen Handelsschluss. Ich rechne bis in den Herbst hinein mit einem leichtem Aufschwung der uns wieder ein bisschen mehr Kasse machen lässt. Wir dürften wohl in einem Sommerloch stecken. Die dunkle Jahreszeit bringt meist mehr Spieler, mehr Handel und auch mehr Rendite. Ich hoffe das die gr0ßen AGs weiter so stark bleiben und den Markt ziehen, dann dürfte es bald auch Hochkonjunktur geben.
Zum Schluss noch eine Frage: Was wären sinnvolle Erweiterungen des derzeitigen Marktes auf der Investmentseite? Gibt es aus Ihrer Sicht neue Anlagemöglichkeiten, die man sinnvoll in den bestehenden Markt integrieren könnte?
Der Handel auf Zertifikate müsste ausgeweitet werden. Der Devisenhandel dürfte bei mehr Spielern auch sehr interessant sein. Echtzeithandel auf spezielle AGs ist aber meiner Meinung nach im Moment das beste Experiment, das wir wagen können. Direkt nach der von mir genannten Maßnahme zur Inflationsbremse, also der AG Neugründung mit im Markt vorhandenen Kapital.
Devisenhandel würde natürlich erst einmal Devisen erfordern, fraglich ob das in so einem kleinen Markt Sinn macht. Aber trotzdem Danke für die Einschätzung.
Herr Jain, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.
Ich kann mich nur bei Ihnen bedanken.