Auf Wunsch vieler treuer Leser meiner kleinen Kolumne möchte ich noch mal zum Thema „das Zeichnen von Anleihen“ einen kurzen Artikel schreiben. Die Kolumne für Newcomer am Markt hat ja mit diesem Thema begonnen. In der Ausgabe „Newcomer Inside #1″ ging es um das grundlegende Wissen und um die ersten Schritte im Bereich Anleihen.
Wie geht es nun weiter ? gibt es vielleicht noch ein paar Kniffe für später ?
Zwischen der ersten Ausgabe zum Thema Anleihen vom 17. April 2013 und dieser Ausgabe vom 10. Juli 2013 liegen einige 10 Tages Intervalle. Durch die Auszahlungen der Anleihen und dem fleißigen Handel am Börsenmarkt hat sich sicher ein netter Kapitalberg angehäuft.. oder 😉 Welcher Anteil des AG Vermögens nun in Anleihen angelegt werden sollte, ist am Ende eine persönliche Entscheidung. Jeder hat eine andere Strategie und daher ist es kaum möglich ein „richtig“ oder „falsch“ aufzuzeigen.
Meine persönliche Strategie nennt sich 65/30/5
65% des Buchwertes in Aktien anlegen, 30% in Anleihen platziert und 5% Barliquidität zum Traden
Natürlich ist dieses System nicht immer einzuhalten. Die 65% und 5% schwanken je nach Kauflaune und interessanten Möglichkeiten am Markt. Aber das ca. 30% Anleihenpaket zum Buchwert der AG versuche ich so gut es geht zu halten! Es geht mir hier um die Absicherung der Aktiengesellschaft und dem stabilen Wachstum im Sinne meiner Anleger. Aber das wurde ja schon im ersten Teil der Kolumne angesprochen.
Zum interessanten Thema Anleihen habe ich immer wieder Zuschriften von Newcomern erhalten, die mir dann folgende Frage gestellt haben: „wenn ich mehr als 800.000,00 € in Anleihen packen möchte, wie verteile ich diese am besten?“ Tja… einige sind der Meinung, dass es doch egal wäre, wie ich das Geld in Anleihen packe, Hauptsache zu einem hohen Zins alle 8 Anleihenslots belegen!
FALSCH
Auch wenn gleich eine vermeintliche „Milchmädchenrechnung“ folgt, gibt es schon einen Unterschied bei der Verteilung des Kapitals in den Anleihenslots. Ich möchte dies natürlich in Zahlen verdeutlichen und dafür also folgendes Rechenbeispiel.
Eine Aktiengesellschaft möchte 1.500.000,00 € in Anleihen platzieren und steht mit diesem Geldbündel vor den 8 Anleihenslots. Der aktuelle Zins für 100.000,00 € Anleihen auf 10 Tage liegt im Beispiel bei 1,44 %/Tag.
Die Tabelle zeigt (für dieses Beispiel) die Anleihenvarianten bis 1.000.000,00 €. Wie im ersten Teil der Kolumne erläutert, verringern sich die Zinsen je größer die Anleihe ist. Auch habe ich gleich mal die Auszahlungsbeträge nach 10 Tagen mit dem Tradingrechner Online (denn ich war rechenfaul 🙂 ) hinzugefügt.
Diese Kalkulation ist nicht vor jedem Zeichnen notwendig! Nach dem Variantenvergleich gibt es eine relativ einfache Antwort.
Mit diesen Ergebnissen möchte ich Euch nun 3 Anleihenvarianten für unser 1.500.000,00 € Beispiel aufzeigen und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Ihr könnt Euch jetzt sicher schon vorstellen, worauf ich hinaus will oder ?
Im ersten Anleihendepot habe ich das Kapital auf 1 x 100.000,00 € zu 1,44% sowie 7 x 200.000,00 € zu 0,92 % angelegt. Nach 10 Tagen kommt es zur Auszahlung und 149.635,12 € Gewinn steht nun zur Verfügung. Hat doch super geklappt! Das Kapital sicher angelegt und gut verteilt, sowie einen satten Gewinn gemacht.
Ich habe mir am Anfang auch nicht viele Gedanken bei der Verteilung gemacht. Einfach alle 8 Slots bestücken und dann kommt der Gewinn doch automatisch nach 10 Tagen. Dann kam ich zur Überlegung, ob die Optimierung der Slots in Bezug auf das verteilte Kapital vielleicht „mehr“ Gewinn in 10 Tagen erwirtschaften könnte?
Die folgenden Anleihendepots werden verdeutlichen, dass bis zu einer gewissen Kapitalgrenze die Verteilung der Anleihen eine große Rolle spielt!
Bei diesem Depot wurden nun mehr 100.000,00 € Anleihen genutzt, um den hohen Zins von 1,44% auszuschöpfen. Der Rest der Anleihen wieder auf 200.000,00 € und 300.000,00 €.
Das Ergebnis bzw. der Gewinn nach 10 Tagen bei gleichem Investment von 1.500.000,00 € mit gleicher Laufzeit liegt nun bei 150.201,38 €!
Ein grandioser Mehrertrag von 566,26 €
Hey… wer den Cent nicht ehrt, ist der Anleihe nicht wert 😉
Die alten Hasen im Börsengeschäft können vielleicht über diesen Mehrertrag nur lächeln und würden dafür doch nicht den Taschenrechner raus holen. Aber nach dem 3 Depot und meinem Fazit, ist dies auch nicht mehr nötig!
Denn jetzt dürfte schon klar sein, dass sich der Mehrertrag rund um die 100.000,00 € Anleihen dreht.
Das Anleihendepot 3 wurde nun komplett auf eine maximale Anzahl von 100.000,00 € Anleihen ausgelegt. Da wir ja 1.500.000,00 € verteilen wollen, bleibt natürlich noch 1 Slot übrig für die restlichen 800.000,00 €, die wir noch zu 0,54 % anlegen können.
Es ist wie ein Witz, wo man am Anfang schon zu viele Hinweise auf die Pointe gibt. Nun ist es nach den vielen Andeutungen sicher keine große Überraschung mehr, dass die Gewinnausschüttung nach 10 Tagen für das Depot Nr. 3 am höchsten ausfällt.
- Anleihendepot 1 = 149.635,12 €
- Anleihendepot 2 = 150.201,38 €
- Anleihendepot 3 = 151.854,11 €
Somit haben wir durch die reine Verteilungsoptimierung einen Mehrertrag von 2.218,99 €. Das lässt sich doch schon mal sehen.
Diese Strategie geht so lange auf mit 7 zu 1 Anleihen, bis eine Aktiengesellschaft in den Kapitalbereich für Anleihen von über 10.700.000,00 € kommt. Die Anleihenslots sind begrenzt auf 10 Millionen Euro pro Anleihe. Sollte dies erreicht werden, empfehle ich die 6 zu 2 Strategie aufzubauen und weiter 6 x 100.000,00 € Slots, 1 x 10.000.000,00 € und die 8 Anleihe wieder nach und nach aufzubauen!
Da ich aber eine Kolumne für Newcomer schreibe, ist dies sicher nur als informative Zusatzinformation zu sehen. Die alten Hasen wissen es sicher und werden genau so arbeiten.
Allerdings sehe ich trotzdem immer wieder Aktiengesellschaften, die ein Anleihendepot wie in Beispiel 1 und 2 laufen haben und das kann ich einfach nicht nachvollziehen. Es geht doch in diesem Spiel um Gewinne und jeder noch so kleine Mehrertrag sollte doch von Interesse sein oder? Wenn aber 2.218,99 € Mehrertrag wie im Beispiel „egal“ sein sollten, dann bitte eine Überweisung an Ewing Energy Invest! Wir nehmen auch kleine Beträge gerne an und freuen uns darüber 😉
Viel Spass und Erfolg bei der Kapitalverteilung..
Besten Gruß
Euer J.R.Ewing