Auf Messers Schneide

Noch brummt das Geschäft am Aktienmarkt, doch es zeichnen sich bereits erste Anzeichen dafür ab, daß sich die Dynamik des Aufschwungs spürbar abschwächt. In den kommenden Tagen wird sich entscheiden, wohin die Reise geht—und wer draufzahlen wird, wenn der aktuelle KE-Wahnsinn nicht gestoppt wird.

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Entscheidend: Was passiert an der 2.000-Punkte-Marke?

Die Stimmung am Markt ist aktuell so gut wie lange nicht mehr: Die Rezession, die die Kurse marktweit auf ein Mehrmonatstief befördert hatte, ist mithilfe der »Concerto Grosso«-Aktion längst von einem fulminanten Boom abgelöst worden, der den OPEX-20 über die psychologisch wichtige Marke von 2.000 Punkten steigen ließ. Dieser Widerstand wurde mit massivem Volumen genommen und auch nachhaltig überschritten. Außerdem haben viele Unternehmen die kurze Bereinigungsrezession dazu genutzt, um ihre Depots besser aufzustellen, ineffiziente Überkreuzbeteiligungen abzubauen und die teils viel zu hohen Kreditlasten zurückzuführen. All das hat dazu geführt, daß sich steigende Kurse auch in tatsächlich gestiegene fundamentale Renditen übersetzten.

Außerdem kam dadurch wieder deutlich mehr Dynamik in die stockenden Rückkaufprogramme der Großunternehmen. Kapitalherabsetzungen wurden wieder rentabler, weil mehr Aktien zu moderaten Kursniveaus zur Verfügung standen. Diese Aktien waren auch nicht in wenigen Händen konzentriert, sondern wohlweißlich über den ganzen Markt verteilt. Das hat die Lasten für jedes einzelne beteiligte Unternehmen deutlich gemildert. Die Wiederbelebung dieses kritischen Marktsegments war zudem gerade für kleine und mittelständische Unternehmen wichtig, die davon gut profitieren konnten.

Diese groß angelegte Marktpflegeaktion der  O P E C  hat keine weiträumige Depression herbeigeführt, wie das von einigen notorischen Schwarzsehern prophezeit wurde. Sie hat im Gegenteil zu einer spürbaren und allgemeinen Belebung des Handels und fundamental gut aufgestellten Depots geführt, die einen tragfähigen Aufschwung bis in den Herbst hinein ermöglichen.

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Der Tragödie erster Teil – weitere werden folgen

Allerdings haben nun genau an diesem sensiblen Scheidepunkt des Marktes einige Marktteilnehmer beschlossen, ihre ganz eigenen Zwecke zu verfolgen und eine Welle an Kapitalerhöhungen loszutreten, die diesen koordinierten Aufschwung nun massiv gefährden könnte. Offenkundig herrscht in manchen Vorstandsetagen die irrige Ansicht vor, die schiere Größe eines Unternehmens sei bereits ein Selbstzweck.

Nach derzeitigem Erkenntnisstand handelt es sich bei den bereits angekündigten Kapitalmaßnahmen lediglich um die Spitze des Eisbergs, es sind noch einige weitere in der Pipeline. Die Gefahr eines Meltdowns in wichtigen Kernbereichen des Marktes ist dabei nur eine der möglichen Konsequenzen. Wer die wichtigsten Makrodaten des Marktes ansieht, der wird feststellen, daß die anstehende KE-Welle gar keine andere Verlaufsform nehmen kann als die der »Kombi-KEs«. Die sind deshalb mit Vorsicht zu genießen, weil die Beteiligten wechselseitig Anteile erwerben und halten, die sie in derselben Bewegung selbst geschaffen haben. Dieser Weg kann durchaus funktionieren, allerdings nur, wenn er ein Mittel zu einem definierten Zweck ist, der nicht er selbst sein darf: Wer größer werden will, nur damit er größer ist, der sollte sich einmal prinzipielle Gedanken um seine Geschäftsfähigkeit machen. Diese Gier nach Größe ist noch niemandem gut bekommen.

Vertrauen entsteht auf diese Weise gewiß nicht, dafür aber ein Berg an toxischen Papieren, die vermutlich solange im Kreis den Besitzer wechseln werden, bis der erste die Nerven verliert oder über die Klinge springt—das ist ein klassisches Verliererspiel also.

Gut tut, wer in dieser Lage einen kühlen Kopf bewahrt. Beispielsweise kann man manche Positionen derzeit zu noch passablen Kursniveaus glattstellen, um von etwaigen anschließenden Kapriolen zu profitieren. Dies gilt insbesondere für Aktien von Unternehmen, die direkt oder indirekt an den KE-Wellenreitern beteiligt sind. Wer richtig blockt, steigt möglicherweise noch rechtzeitig aus und tut dabei dem Markt möglicherweise noch einen Gefallen, denn Megalomanie muß therapiert, aber nicht subventioniert werden.

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