Der Börsenmarkt muss schon seit Ende November letzten Jahres ohne neue Ratings von der Ratingagentur EMF auskommen. Nach einigen geschäftigen Monaten im August, September, Oktober und November des letzten Jahres schweigt die Agentur beharrlich und scheint in eine Art Winterstarre gefallen zu sein.
Seit die Agentur im Sommer 2011 von Exponentiell, Herrn Madoff und Herrn Flying Hirsch gegründet wurde entwickelte sie sich zu einem festen Bestandteil des Börsenmarktes und gab erstmals öffentliche Bewertungen von AGs heraus. Bisher wurden 110 Ratings veröffentlicht, rund sieben Ratings pro Monat, dazu insgesamt 4 Indexratings. Den Ratings wurde eine so große Bedeutung beigemessen, dass sie bei vielen AGs im Profil veröffentlicht wurden und als Indikator für gute Investments taugten. Eine Zeit lang galt es als chic ein Rating von der Agentur sein Eigen nennen zu dürfen, AGs mit einem Rating wurden als aktive Teilnehmer des Börsenmarktes wahrgenommen und das Rating an sich zu einem Markenzeichen. Auch wenn die Aufregung des Marktes um EMF sich inzwischen gelegt hat und einer nüchterneren Betrachtung des Ganzen gewichen ist, so bleibt ein Rating vom EMF doch eine wichtige Zusatzinformation für Investoren hinsichtlich der Beurteilung von AGs.
Obwohl die Ratingagentur bisher überwiegend gute Noten im Bereich A bis B vergab, scheute sie sich nicht vereinzelt auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen, indem sie Aktien mancher AGs mit einem C- oder sogar D (neuerdings E) Ramschstatus versah. Dies sorgte zwar teilweise für öffentliche Empörung bei den so bewerteten AGs, argumentativ widerlegt werden konnten schlechte Ratings bis dato jedoch nicht, denn EMF bewertet auf der Basis eines konsistenten Bewertungssystems, in das viele verschiedene Kriterien einfließen. Somit macht es sich die Agentur nicht leicht mit ihren Ratings und bemüht sich stets um eine objektive Beurteilung der untersuchten AGs. Schließlich müssen sich die Anleger auf die Urteile der Ratings verlassen können.
Auf Nachfrage teilte die EMF-Ratingagentur mit, dass es aufgrund von zeitlichen Engpässen zu keinen weiteren Veröffentlichung von Ratings kam. Herr Madoff betonte aber, dass Anfragen vorliegen würden und demnächst wieder neue Veröffentlichungen zu erwarten seien. Wann genau dies der Fall sein wird konnte man uns nicht sagen. Es wurde jedoch betont, dass EMF weiterhin bestehen werde und sich keineswegs in Auflösung befände.
Während sich die EMF-Agentur eine kleine Verschnaufpause gönnt, gibt es noch eine weitere Agentur, die einmal wöchentlich Ratings veröffentlicht: B&K Research. Auch hier findet der geneigte Anleger kompetente Beurteilungen von AGs, wenn auch nicht ganz so detailliert wie bei EMF.
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