Neue AGs sind immer ein Risiko für ihre ersten Anleger: Wann wird die Schwelle zwischen Experimentierfreudigkeit und Strategie überschritten? Wird die AG nachhaltig wachsen oder stagnieren? Entsprechend vorsichtig nähern sich die erfahreneren Spieler diesen AGs, immer mit einer guten Exit-Strategie im Hinterkopf, für den Fall, dass das Kalkül schief geht. Dabei werden die meisten AGs das grundlegende Vertrauen ihrer ersten Anleger über kurz oder lang nur selten enttäuschen. Hin und wieder gibt es sogar AGs, die den Vertrauensvorschuss mehr als nur zurück zahlen und ihren Erstinvestoren wahre Gründe für Euphorie liefern. Eine solche AG ist bisher die TrustInvestment Bank, deren Vorsitzenden wir gut einen Monat nach Börsenstart zum Interview eingeladen haben.
Godless, Sie haben inzwischen Ihren ersten Monat am Börsenmarkt hinter sich und sich schon als äußerst wachstumsstarkes Unternehmen etabliert. Lief bisher alles nach Plan oder sind Sie von ihrem eigenen Erfolg überrascht worden?
Ich denke, dass die ersten Tage ziemlich schwierig waren. Es strömte einfach eine Menge an neuen Eindrücken auf mich ein. Allerdings bin ich nicht ganz unbedarft was das Börsengeschehen angeht und somit konnte ich mich dann schnell einfinden. Der erste Clou war der erfolgreiche Verkauf von Fallobst-Aktien, die mir 500% Gewinn einbrachten, danach kam der Motor ins Rollen und die Faszination des Spiels hat mich gepackt.
Wir sind uns nicht sicher, ob es schon einmal ein Unternehmen im ersten Monat seines Bestehens schaffte einen Buchwertzuwachs von deutlich über 100% zu erreichen. Ihre AG steht nun bei sagenhaften 150%! Beim FP schafften Sie immerhin eine Rendite von rund 78%, auch dies eine rekordverdächtige Leistung. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Ob es dies schonmal gab kann ich natürlich nicht beurteilen. Der Start lief sehr gut, einige gute Trades konnten durchgeführt werden. Auch die Spekulationen mit Zertifikaten brachten einiges ein. Das Geheimnis ist das viele Daytrading, schnelles Kapitalisieren eines Postens. Das hat mich auch gehemmt in den letzten Tagen. Es wurden zu große Posten eingekauft. Das werde ich erstmal nicht wiederholen.
Wer Rekorde selbst aufstellt wird allzu gerne auch in Zukunft daran gemessen. Beunruhigt Sie diese Erwartungshaltung oder sehen Sie dem ganzen gelassen entgegen?
Ich schaue der Zukunft ganz gelassen entgegen. Das Wachstum war enorm und hat mich zum Teil selber überrascht. Allerdings denke ich, dass langfristig ein Gewinn zwischen 25% und 50% erreichbar ist. Das Risiko allerdings ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Nur mit Anleihen kommt man da nicht weit. Deswegen, das sei auch hier bemerkt, ist die TrustInvestment Bank eine Risikoaktie.
Vor kurzem führten Sie ihre erste Kapitalerhöhung durch. Vielen jungen Unternehmen wird davon abgeraten, da sie genug damit zu tun haben ihr Startkapital nicht zu verbrennen und ihr natürliches Wachstumspotenzial auszuschöpfen. Bei TrustInvest sah die Sache hingegen von vorne herein anders aus. Nach ihrer guten Anfangsperformance gab es auch unter den etablierten AGs kaum Kritik an diesem Plan, Vertrauen scheint gemäß dem Firmennamen stark vorhanden zu sein. Durch großzügige Käufer konnten sie nun sogar eine KE deutlich über dem bisherigen Wert der AG am Markt platzieren, Sie verkauften 100.000 junge Aktien zu 50,00€ je Stück, obwohl der Buchwert pro Aktie vor der KE bei rund 22€ lag. Was stellen Sie nun mit den 5 Mio. Euro frischem Kapital an?
Die Kapitalerhöhung war eine super Sache. Weit über dem geplanten Kurs. Ich bin davon ausgegangen ca. 20 – 25 € pro Aktie zu erhalten. Durch das mehr an Kapital kann man sich allerdings wesentlich besser am Markt integrieren. Wir versuchen nun unsere Ziele zu verwirklichen. Die TrustInvestment Bank soll als klassische Investmentbank dienen, wie man es kennt. Kapital investieren und verleihen. Zudem einen dynamischen Eigenhandel entwickeln. Genaueres wird auch noch auf der Unternehmenshomepage zu finden sein.
Sind in der näheren Zukunft weitere KEs geplant?
Eine gute Frage, über die ich mir selber nicht im Klaren bin. Die erste KE musste einfach sein. Der Kurs wurde lediglich vom Geldkurs hochgetrieben, die Anleger wollten somit neue Aktien. Erstmal will ich versuchen das neue Kapital zu investieren. Vielleicht kommt in 1 oder 2 Monaten noch eine KE. Je nachdem auch was die Anleger / Investoren möchten. Dort sollte vorher entsprechende Zustimmung erreicht werden.
Bisher sind Sie eher als Daytrader aufgefallen. Dem Umfang des Daytradings dürften durch die Marktgröße und Marktvolatilität allerdings natürliche Grenzen gesetzt sein. Wird es daher nun auch größere Posten langfristiger Investments geben?
Ja, das war unser Ziel. Das Depot weiter auszubauen und nicht nur auf das Daytrading zu setzten. Weiterhin werden 1-2 Millionen für diesen Bereich genutzt. 15% sollen für den Zertifikatehandel zur Verfügung stehen. Allerdings habe ich dort keine Transaktionen in den letzten Tagen durchgeführt. Der Rest soll in Anleihen und festere Werte investiert werden. Mit diesem Mischdepot sollte es nach aktuller Marktlage zu schaffen sein ein gutes FP- sowie Buchwertwachstum vorzuweisen.
Trust Investment wurde auch dem Namen nach zur Bank als das Unternehmen dem VDPI (Verband Deutscher Pfand- und Investmentbanken) beitrat. Wieso keiner der großen Indizes, sondern eine Neugründung?
Das kam ziemlich spontan. Ich war nie groß auf der Suche nach einem Index. Die RD Pfandleihe brachte diese neue Idee an den Markt. Und ich hatte mir schon vorher darüber Gedanken gemacht. Es musste nur der Entschluss gefasst werden, wo man sich positionieren möchte. Dies wurde nun mit dem neuen Index und der Namensänderung ganz klar getan.
In einem Artikel vom Sonntag, 3. Februar 2013, nannte doctorgonzo ein Investment in Aktien Ihres Unternehmens „hochspekulativ“ und begründete dies mit der Überbewertung der Aktie und einem Renditeabfall durch das höhere Investitionskapital. Daraus ergebe sich eine sehr lange Amortisationsdauer des Investments. Was sagen Sie dazu?
Diese Bezeichnung als „spekulativ“ ist natürlich ganz klar berechtigt. Es dauert bei vielen AGs eine gewisse Zeit, bis das neue Kaptial erfolgreich investiert wird. Oft wird dabei auch Kapital vernichtet. Ich glaube viele Unternehmen kommen mit dem neuen Kapital nicht klar und überschätzen dies meist. Ich hatte klare Pläne was mit dem Kapital passieren soll. Deswegen glaube ich nicht, dass es hier zu Rückschritten kommt. Der derzeitige Kurs der Aktie ist meiner Meinung nach überzogen. Aber darauf nehme ich keinen Einfluss.
Vielen Marktakteuren sind Sie nicht nur als Vorstandsvorsitzender der Trust Investment, sondern auch als Kolumnist von „Big Business“ bekannt. Damit führten Sie erstmals eine sehr zahlenlastige Kolumne ein, die sich jedoch allgemeiner Beliebtheit erfreut. Wie gut lassen sich die Modelle und Berechnungen des realen Börsenmarktes auf diesen Markt übertragen? Wo müssen dabei Abstriche gemacht werden?
Also die grundlegenden Modelle lassen sich auf den Markt hier im Spiel genauso anwenden wie im realen Leben. Schwierig wird es bei Modellen, die Fremdkapital und Ebitmargen einrechnen. Diese Faktoren gibt es hier nicht und sind schwierig zu analysieren. Dennoch glaube ich, dass man einige Modelle auch auf diesen kleinen, beschaulichen Markt anwenden kann.
Ein besonderes Bemühen um Transparenz scheint nicht nur in dem vor wenigen Tagen erfolgten Beitritt zum CGK zum Ausdruck zu kommen, sondern auch durch eine unternehmenseigene Website. Warum ein eigener Unternehmensauftritt?
Dies sollte ein weiterer Schritt sein unser Unternehmen zu präsentieren. Viele setzen sich doch mehr mit der Materie in dem Spiel auseinander, als ich annahm. Um mein Konzept der TrustInvestment Bank vorzustellen, reichte die Beschreibung des Spiels nicht aus. Deswegen wurde auf diesen Schritt einer zusätzlichen externen Präsentation zurückgegriffen.
Zum Abschluss noch folgende Frage: Würden Sie bei einer Investitionsentscheidung lieber Aktien einer AG kaufen, die Sie sehr gut kennen, die aber um 200% überbewertet ist oder Aktien einer Ihnen völlig unbekannten AG, die nur zu 110% ihres Realwertes gehandelt wird?
Ich gehe beim Daytrading nicht nach solchen Sachen. Es muss einfach stimmig sein. Das Gesamtbild der Aktie / AG muss passen. Ist ein hohes Handelvolumen erkennbar, lässt es darauf schließen, dass man die Aktie schneller wieder absetzen kann. Dann ist einfach nur der Geldkurs und der Briefkurs entscheidend. Liegen diese Werte weit genug für eine Rendite auseinander kaufe ich die Aktie. Da ich sie meist nicht länger als 24 h im Depot habe brauche ich nicht auf Wachstumswerte zu schauen. Bei langsfristigen Entscheidungen würde ich auf Aktien zurückgreifen die ich besser kenne und einen regen Wachstumsverlauf haben. Nicht nur der Buchwert, auch der Kurs und der FP spielen dann eine nicht unbedeutende Rolle.
Godless, ich bedanke mich für das sehr aufschlussreiche Interview und wünsche Ihnen und Ihrer AG weiterhin alles Gute!
Ich danke Dir auch und wünsche Dir einen schönen Abend. War sehr angenehm. Dir auch viel Erfolg und weiterhin viel Spass.
3 comments for “Der Renditekönig”