Wachstum in Reinform

4429Kapitalerhöhungen gehören zum alltäglichen Geschäft des Börsenmarktes, bei manchen AGs auch zum regelmäßigen Mittel um oberflächlich den Gewinn zu steigern. So vergeht kaum eine Woche, in der nicht eine Vielzahl von größeren und kleineren Kapitalerhöhungen durchgeführt wird. Doch es gibt AGs, die ihre Wachstumsgeschichte ganz ohne Kapitalerhöhungen geschafft haben. Sie schaffen ein von äußeren Mittelzuflüssen bereinigtes Wachstum und erhalten sich ihre natürliche Kapitalertragsstärke. Dazu zählt die Al Pharm AG, deren Vorstandsvorsitzenden wir in diesem Interview ein paar Fragen stellen.

Blueman, Sie sind seit September 2011 mit der Al Pharm AG überaus erfolgreich am Markt vertreten. Seitdem hat es keine einzige Kapitalerhöhung gegeben, daher lässt sich an Ihrem Unternehmen besonders gut ablesen wie profitabel die ausschließliche Mehrung des Grundkapitals ist. Liegt dies ausschließlich an dem Verzicht auf Kapitalerhöhungen oder ist die Pharmabranche besonders profitabel? Schließen Sie Kapitalerhöhungen für die Zukunft kategorisch aus?

Vertrauen ist in der Pharmabranche sehr wichtig. Deshalb legen wir Wert auf eine kontinuierliche und nachhaltige Wertsteigerung. Ein echter Mangel an Kapital war nie vorhanden, ich ziehe es lieber vor das Depot zu optimieren. Von daher gab es bislang keinen Bedarf für eine Kapitalerhöhung, zumal andere Beispiele in der Vergangenheit zeigen konnten, dass Kapitalerhöhungen in der Regel zu einem langsameren Wachstum führen. Eine Ausnahme sind natürlich Kapitalerhöhungen weit über dem Fairen Preis, aber dies scheint erst in Mode gekommen zu sein, seitdem relativ viel Bargeld in den Depots schlummert. Kapitalerhöhungen schließen wir nicht kategorisch aus, aber ich bin guter Dinge dass wir auch in Zukunft ohne solche Maßnahmen gut auskommen werden.

Können Sie konkrete Pharmaprojekte benennen, die Ihrem Unternehmen in Zukunft besondere Erträge sichern werden? Wohin bewegt sich die Branche, was sind mögliche Gefahren für ihr Geschäftsfeld?

Konkrete Projekte darf ich leider nicht benennen, da wir mit den Firmen, die mit uns verhandeln natürlich Geheimhaltungsverträge abgeschlossen haben. Aber ich kann Ihnen so viel sagen, dass wir im Bereich der Onkologie einige sehr verheißungsvolle Projekte in Aussicht haben. Gefahren bestehen in der Pharmabranche jederzeit. Wenn eine klinische Studie ganz am Ende nicht das erhoffte Ergebnis bringt kann das ein Unternehmen weit zurück werfen oder je nach Größe, Pipeline und Investorensituation auch zur Insolvenz führen.

Okay, ein anderes Thema: Der Aktienkurs. Ihre Aktionäre müssten vor lauter guter Laune schon jede Menge Lachfalten haben, immerhin legen Sie Monat um Monat Renditen von gut 20% hin. Trotzdem ist ihre Aktie relativ maßvoll bewertet und kein Beispiel für absurde Kursübertreibungen. Worauf führen Sie das zurück?

Es gab zwar Zeiten, da lag der Kurs ca. 100% über dem Fairen Preis, aber inzwischen ist der Kurs wieder in akzeptablen Regionen. Der Hauptgrund hierfür lag wohl in der Aktionärsstruktur. Die vier größten Aktionäre – inklusive den Anteilen, die der Vorstandsvorsitzende in privater Hand hält – haben lange Zeit ca. 96% der Aktien gehalten und diese Anteile auch nicht veräußert. Somit wurde die Aktie für viele relativ uninteressant, da es kaum möglich war an signifikante Mengen zu kommen. Erst in letzter Zeit ist wieder etwas Bewegung in den Handel der Aktie gekommen.

In Ihrem Depot haben Sie eine schier unendliche Liste an Aktienpaketen, nahezu der komplette Markt wird abgedeckt. Wie aufwändig ist so eine Komplettstrategie? Geht dabei nicht die Übersicht verloren?

Es ist natürlich Absicht, dass das Depot den ganzen Markt abdeckt. Zu 100% ist dies ohne sehr hohen Aufwand nicht möglich, aber mit der aktuellen Abdeckung sind wir sehr zufrieden. Man kann sich dadurch schnell ein Bild über entsprechende Geld- und Briefkurse machen. Dieser Vorteil wurde durch die Einführung der neuen Börsenübersicht etwas abgeschwächt, aber wird trotzdem in der Zukunft unser Modell der Wahl bleiben. Schwieriger ist es bei so vielen Aktienpakten diejenigen herauszufinden, die zwar ehemals einen guten Eindruck machten, aber inzwischen einem eher Sorgen bereiten. Hierbei kann z.B. die Orderregel behilflich sein, die zumindest gewisse Kandidaten identifizieren kann, deren Verkauf geprüft werden sollte. Aber ja, der Aufwand ist relativ hoch, aber aus unserer Sicht unabdingbar wenn wir zumindest versuchen das Wachstum weiterhin so hoch wie möglich zu halten. 

Nach einer langzeitigen Mitgliedschaft im Premiumrendite AG-Index wurde nun ein Spin-Off in Form des Premiumwachstum AG-Index gegründet, dem Sie vorsitzen. Warum wurde dieses Spin-Off notwendig und inwieweit unterscheidet sich der neue Index von dem Premiumrendite AG-Index?

Eine Erhöhung der Mitgliederanzahl in einem Index ist zurzeit laut Börsenaufsicht nicht vorgesehen. Von daher hatte Herr Madoff von der MLM System AG die Idee, einen Spin-Off Index zu gründen mit dem Ziel neue und ältere AGs zu unterstützen und auch Wissen weiter zu geben. Zudem ist es nie verkehrt mit AGs in Kontakt zu stehen, denen man vertrauen kann. Des Weiteren hoffen wir langfristig eine lebendige Diskussionskultur im Index zu etablieren. Beide Indizes sind sicher in mancherlei Hinsicht ähnlich, was ja auch beabsichtigt war. Momentan unterscheiden sich beide Indizes vor allem in der Höhe der Marktkapitalisierung der Mitglieder. Zusammenfassend kann man vielleicht sagen, dass wir eine gute Idee einfach weiter in die (AG)-Welt hinaus tragen wollten.

Zufrieden mit der bisherigen Positionierung des Premiumwachstums AG-Index im Highscore?

Den Highscore haben wir bislang nicht mit einer hohen Priorität belegt. Aber natürlich schaut man mal, wo man steht. Ich bin bislang mit der Positionierung im Highscore sehr zufrieden, vor allem wenn man bedenkt, dass der letzte Platz im Index noch nicht besetzt ist (Gespräche laufen jedoch). Wenn der Index komplett sein wird und sich alles gut eingespielt hat, werden natürlich auch wir versuchen im Highscore so weit vorne wie möglich zu landen. Dies ist ja auch ein positives Signal an alle Aktionäre der beteiligten AGs.

Der neue Index soll ja auch Neulingen das Wissen um gute Unternehmensführung an die Hand geben. Was würden Sie als wichtigsten Rat für jeden Neuling erachten?

Neue AGs möchte man am liebsten mit zahlreichen Ratschlägen beglücken, damit die Zahl der Liquidierungen langfristig sinkt. Dies auf einen Rat zu komprimieren ist nicht einfach. Aber ich denke am Anfang ist es sehr wichtig, sich alles in Ruhe anzuschauen auch wenn es für manche Neuzugänge etwas langweilig erscheint. So erhöht man die Chance auf einen gelungenen Einstieg an der Börse und senkt das Frustrationspotenzial deutlich.

Dann hätte ich noch eine letzte Frage: Vor einigen Tagen wurde der neue FP30 eingeführt und daraufhin änderten sich auch die Punkteberechnungen für Indizes und AGSX. War dies eine Änderung zum Guten? Welche Erfahrungen haben Sie mit dem neuen FP30 gemacht bzw. spielt er eine Rolle bei Ihren Investitionsentscheidungen?

Die Einführung des neuen FP30 begrüße ich sehr und sie war auch längst überfällig. Aus meiner Sicht eine absolut notwendige Änderung, da die vorherige Berechnung zu leicht manipuliert werden konnte und so zu mancherlei Verzerrungen geführt hat. Der aktuelle FP30 ist wesentlich realistischeres Abbild dessen was die Zukunft einer AG bezüglich des Fairen Preises bringen wird. Meine Erfahrungen mit dem neuen FP30 sind bislang ausnahmslos positiv. Der FP30 spielt bei meinen Investitionsentscheidungen eine sehr wichtige Rolle, sei es bei Aktienkäufen oder auch bei der Zeichnung von Zertifikaten. Bei letzterem hat mich der alte FP30 oft davon abgehalten sich mit dem AGSX näher zu beschäftigen. Inzwischen hat sich dies jedoch gewandelt. Ich würde mir nur wünschen, dass solche wichtige und notwendige Änderungen, die tief ins Börsengeschehen eingreifen in Zukunft eine höhere Priorität bekommen werden.

Vielleicht kann von der Überarbeitung des FP30 auch der Zertifikatehandel demnächst profitieren. Wir werden sehen. Blueman, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin noch viel Erfolg mit Ihrer AG.

Vielen Dank auch von meiner Seite für das kurzweilige Gespräch und die netten Wünsche für die Zukunft.

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